Das Bistum Trier ruft zur Heilig-Rock-Wallfahrt

"Chance" und "Weltereignis"

Nach der Wallfahrt möchte Bischof Stephan Ackermann sagen können: "Wir haben eine frohe und erfüllte Zeit erlebt. Wir haben neue Impulse für unser Leben und unseren Glauben erhalten, haben zusammen gebetet, gefeiert, gesungen, gelacht, Leben und Glauben geteilt." Vorbei ist die erste Heilig-Rock-Wallfahrt dieses Jahrhunderts, die am Freitag nach Ostern im Trierer Dom eröffnet wird, am Abend des 13. Mai. Das Bistum rechnet bis dahin mit rund 500.000 Pilgern.

Autor/in:
Peter de Groot
 (DR)

Diese Heilig-Rock-Wallfahrt ist die 20. in der Geschichte des ältesten deutschen Bistums. Sie findet exakt 500 Jahre nach dem ersten derartigen Pilgertreffen überhaupt statt. Ausgerufen hat sie vor fünf Jahren der damalige Trierer Oberhirte Reinhard Marx.



Zuletzt hatte es 1996, 1959 und 1933 Heilig-Rock-Wallfahrten gegeben. Eingeladen sind diesmal "Gläubige und Suchende, Neugierige und Zweifler, alte und junge Menschen aus aller Welt". Wallfahrtsleiter Georg Bätzing, inzwischen zugleich designierter Generalvikar in Trier, spricht von einem "Weltereignis". Und Ackermann, der in jüngster Zeit wegen seiner Handhabung des Missbrauchskandals Objekt kritischer Medienberichte war, sieht in der Wallfahrt eine "Chance für die Kirche in Deutschland".



Für den biblischen Prolog zur Geschichte der Wallfahrt sorgte der Evangelist Johannes. Bei ihm steht geschrieben: Nachdem die Soldaten Jesus ans Kreuz geschlagen hatten, nahmen sie "auch sein Untergewand, das von oben her ganz durchwebt und ohne Naht war". Und sie beschlossen, das Kleidungsstück nicht zu zerteilen, sondern zu losen, wem es gehören solle.



Seit dem 4. Jahrhundert in Trier

Der Tradition nach befindet sich das Textil, von dem da die Rede ist, seit dem 4. Jahrhundert in Trier. Dorthin gebracht von Kaiserin Helena, deren Sohn Konstantin damals in Trier residierte. Die früheste schriftliche Festlegung, dass sich die Tuchreliquie in Trier befinde, datiert vom Anfang des 12. Jahrhunderts. Am 1. Mai 1196 wurde die Reliquie in den Altar des Ostchors des Trierer Doms eingeschlossen.



Am 14. April 1512, wurde, wahrscheinlich auf Drängen Kaiser Maximilians, der sich anlässlich eines Reichstags in Trier aufhielt, der Hochaltar im Ostchor des Doms geöffnet und das Behältnis mit der Heilig-Rock-Reliquie entnommen. Wenig später wurde das Textil öffentlich gezeigt - womit die Heilig-Rock-Wallfahrten ihren Anfang nahmen. Nur in Wallfahrtszeiten ist der Heilige Rock zu sehen. Ansonsten wird er verschlossen im Dom aufbewahrt. Mit wenigen Ausnahmen: Es gab private Zeigungen, und in Kriegen wurde das Gewand in Sicherheit gebracht, auf die Festung Ehrenbreitstein in Koblenz, einmal sogar bis nach Bamberg.



Ob der Heilige Rock als Textil echt ist oder nicht - für die katholische Kirche ist das nicht entscheidend. Er sei ein Christuszeichen, sagt Ackermann. "Wer anlässlich der Heilig-Rock-Wallfahrt nach Trier kommt", so der Bischof, "pilgert zu Jesus Christus." Das war schon 1996 so. Die damalige Wallfahrt stand denn auch unter dem Motto "Mit Jesus Christus auf dem Weg".



Symbol für die Einheit der Christen

Weil nach biblischem Zeugnis ungeteilt, wird der Leibrock Jesu seit alters her als Symbol für die Einheit der Christenheit gedeutet. Wallfahrtsleiter Bätzing spricht von einem "Mahnmal für die Einheit der Christen". Und so soll denn auch das Leitwort der Wallfahrt "Und führe zusammen, was getrennt ist" auch mit Blick auf die Ökumene gelten. Mag Martin Luther einst vom "Beschiss mit unseres Herrn Rock zu Trier" gesprochen und das distanzierte Verhältnis der evangelischen Christen zu Reliquien und Wallfahrten anhaltend geprägt haben, so wird das neue Pilgertreffen doch auch ökumenisch akzentuiert sein. Die Evangelische Kirche im Rheinland nahm Ackermanns Einladung zu der Wallfahrt an, ihr Präses Nikolaus Schneider - zugleich Ratsvorsitzender der EKD - sprach von einer "Gabe des Bistums Trier" auch an seine Kirche.



Gezeigt wird der Heilige Rock in einem Schrein aus Zedernholz, der eine Vitrine umschließt. Das Textil ist auf der Vorderseite 1,47 Meter, auf der Rückseite 1,57 Meter lang. Wiederholt wurde der Stoff ausgebessert und mit neuem Stoff umhüllt, so dass sich die ältesten Teile heute in einem Gemisch aus Textilschichten befinden. Seine Aufwartung wird der Tuchreliquie auch der kanadische Kurienkardinal Marc Quellet machen. Der Präfekt der Römischen Bischofskongregation kommt als Päpstlicher Sondergesandter zur Eröffnung der Wallfahrt.