Das Bistum Aachen und die Traditionalisten - Beauftragter des Bischofs im Interview

"Auch Fehler der Kirchenleitung"

Das Bistum Aachen hat die Katholiken der Diözese aufgefordert, Distanz zur Priesterbruderschaft Pius X. zu halten. Die Traditionalisten sind nämlich im Bistum recht aktiv. Der frühere Dompropst Prälat Herbert Hammans ist vom Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff beauftragt worden, geplante Ansiedlungen der Priesterbruderschaft in der Diözese zu beobachten. Die Priesterbruderschaft hatte 2007 ein altes Kloster bei Monschau in der Eifel erworben und will sich dort niederlassen.

 (DR)

domradio: Die Piusbruderschaft hat auch in ihrem Bistum Zulauf, aber zurzeit gar keinen Kirchenraum?
Prälat Hammans: Die Piusbruderschaft hat eine Kapelle jenseits der Grenze zu den Niederlanden in Kerkrade gekauft. Dort gehen ca. 80 Christen aus der Eifel und vom Niederrhein am Sonntag zur Messe.

domradio: Die Piusbruderschaft hatte aber auch mal eine Niederlassung in Aachen selbst?
Hammans: Diese Niederlassung, die in einem sehr bescheidenen Raum bestanden haben soll, hat sie inzwischen aufgegeben. Man muss also über die Grenze fahren.

domradio: Wie sieht das rechtlich aus? Einen Kirchenraum der katholischen Kirche darf die Piusbruderschaft nicht nutzen, denn sie ist ja verboten, aber wenn privat alte Kapellen oder ähnliches gekauft werden, haben Sie keinen Einfluss?
Hammans: Die Bruderschaft darf Kirchenräume der katholischen Kirche nicht nutzen, weil ihre Gemeinschaft nicht anerkannt ist in der katholischen Kirche, und weil die Priester und Diakone der Gemeinschaft sich nicht in der Gemeinschaft mit dem heiligen Vater und den Bischöfen befinden. Die Kapelle war in Privateigentum und ist dann verkauft worden.

domradio: Die Piusbruderschaft hat aus privater Hand auch Kloster Reichenstein bei Monschau gekauft. Wie will sie das nutzen?
Hammans: Soviel wir wissen, soll sich dort eine französische Benediktinerabtei (den Piusbrüdern nahestehend, AdR) mit  bis zu 25 Mönchen niederlassen. Sie meinen, sie könnten von dort aus das "heidnische Deutschland" missionieren.

domradio: Wie viel Verständnis haben sie für die Besucher der Gottesdienste bei den Piusbrüdern? Für die Sehnsucht nach den alten lateinischen Gottesdiensten?
Hammans: Für die Besucher der Gottesdienste habe ich Verständnis, wenn sie eine bestimmte Form des der Messfeier suchen. Diese Form finden sie allerdings seit dem Motu Propio auch bei der katholischen Kirche.

Für die innere geistige Einstellung der Piusbruderschaft, die entscheidend ist - die Ablehnung des Konzils - habe ich kein Verständnis. Weil da die Kirche auf einen Stand zurückgeführt werden soll, in dem sie ihren Aufgaben nicht mehr entsprechen kann. Die Piusbruderschaft lehnt ja die neue Messe wegen ihrer "protestantisierenden Form" ab.

domradio: Bekommt die Piusbruderschaft ihrer Meinung zurzeit zuviel Öffentlichkeit?
Hammans: Im Augenblick ja! Ein halbes Promille der Katholiken der Welt steht dieser Piusbruderschaft nahe und im Vergleich damit haben sie wirklich viel zuviel Öffentlichkeit. Aber das ist ja auch ein Fehler der Kirchenleitung.

domradio: Wie wird es nun weiter gehen?
Hammans: Ich hoffe, dass Gespräche zwischen Vatikan und Piusbrüdern klar machen, dass ohne eine Anerkennung des Konzils mit allen seinen Elementen ein Mitwirken in der katholischen Kirche nicht möglich ist und dass er Vatikan sich nicht von den Brüdern vorschreiben lässt, was vom Konzil weiter gelten kann und was nicht.