Der Heilige Geist in der Theologiegeschichte

Das Band der Liebe

An Pfingsten feiern Christen die Aussendung des Heiligen Geistes. Aber wie muss man ihn sich vorstellen? Das Bild von Feuerzungen kommt einem direkt ins Gedächtnis. Der Versuch einer Annäherung durch die Theologiegeschichte.

Autor/in:
Fabian Brand
Pfingsten / © kna (KNA)
Pfingsten / © kna ( KNA )

Manchmal erweckt es den Eindruck, als würde der Heilige Geist im Leben von vielen Gläubigen gar nicht gut wegkommen.

Vielleicht liegt das einfach daran, dass man ihn so schlecht fassen und begreifen kann. Zumindest landläufig ist das Wort "Geist" nicht unbedingt positiv konnotiert, sondern mag eher an ein Gespenst erinnern.

Bild der Feuerzungen

Und auch das neutestamentliche Zeugnis führt oft nicht unbedingt weiter: Dort heißt es, der Geist sei in Gestalt einer Taube auf Jesus oder in Feuerzungen auf die Jünger herabgekommen. Während die Taube mit ihrem Herniederfliegen vom Himmel auf das Herabkommen des Geistes von oben verweist, sagt das Bild der Feuerzungen etwas über das Wirken dieses Geistes aus: Wer den Geist empfängt, in dem beginnt der Glaube wie Feuer zu brennen, der kann gar nicht anders, als das Evangelium zu verkünden. Man kann den Geist daher als eine dynamische Kraft verstehen, die Menschen dazu befähigt, freimütig und offen Zeugnis zu geben von Christus, dem auferstandenen Herrn.

Die ersten Christen haben sich über den Geist selbst noch recht wenig Gedanken gemacht; ganz selbstverständlich haben sie aus der Kraft des Gottesgeistes gelebt und die Sakramente gefeiert. Besonders die alte Taufformel "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" spielt in dieser Zeit eine sehr wichtige Rolle. Gemäß der letzten Verse des Matthäusevangeliums, das diese urchristliche Praxis schon reflektiert, ist dies der letzte Auftrag des auferstandenen Herrn. Das zusammengenommen zeigt: Der Geist steht auf einer Stufe mit Vater und Sohn, er gehört ganz unhinterfragt zum christlichen Gottesbild dazu.

Im vierten Jahrhundert änderte sich dies: Besonders in Ägypten und Kleinasien wurde die Göttlichkeit des Geistes mehr und mehr infrage gestellt. Einige Theologen waren der festen Überzeugung, dass der Geist nicht wie der Sohn Gott ist, sondern nur eine geschöpfliche Kraft. Die sogenannten Geistbekämpfer verglichen den Geist mit den Engeln, die ebenfalls nur Geschöpfe Gottes sind.

In dieser Meinungsverschiedenheit positionierten sich die großen Theologen eindeutig: Sowohl Athanasius von Alexandrien als auch Basilius von Caesarea betonten nachdrücklich die Göttlichkeit des Heiligen Geistes. Der Geist, so Athanasius, vollbringt Dinge, die weit über das Vermögen eines bloßen Geschöpfes hinausgehen. Und Basilius verweist auf eine Formel, die in den Gebeten der christlichen Gemeinden ihren Platz hatte: "Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist".

Vater, Sohn und Geist auf einer Stufe

Demnach stehen Vater, Sohn und Geist auf einer Stufe und sind in gleichem Maße Gott. Die Streitigkeiten um den Geist wurden schließlich 381 auf dem Konzil von Konstantinopel beendet. Die Bischöfe legten dort eine eindeutige Bekenntnisformel vor, die bis heute Bestand hat. Im "großen Glaubensbekenntnis" heißt es: "Ich glaube an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten". Damit wurde sehr deutlich ausgesagt, dass Vater, Sohn und Geist der eine Herr sind, dass der Geist eben Gott und nicht nur Geschöpf Gottes ist.

Auch nach dem Konzil von Konstantinopel haben sich noch bedeutende Theologen mit dem Geist auseinandergesetzt. Augustinus zum Beispiel, der über den Geist nachdachte und zu dem Schluss kam, dass der Geist den Vater und den Sohn in Liebe miteinander verbindet. Er hat den Geist daher als "Band der Liebe" bezeichnet. Da der Geist mit Vater und Sohn verbunden ist, wurde das Glaubensbekenntnis im siebten Jahrhundert um einen Zusatz erweitert: Bekannt wurde der Glaube an den Heiligen Geist, "der vom Vater und vom Sohn ausgeht". Bis heute ist diese Einfügung einer der Trennungsgründe zwischen der Westkirche und den Ostkirchen.

Wenngleich auch bis heute immer wieder über den Heiligen Geist diskutiert wurde - die wichtigen theologischen Weichenstellungen sind schon in den ersten Jahrhunderten getroffen wurden. Sie haben festgelegt, dass der Geist ganz und gar Gott ist und daher ebenso wie Vater und Sohn eine der Weisen ist, in denen sich Gott den Menschen offenbart und mitteilt.


Quelle:
KNA
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