Das arktische sommerliche Packeis könnte bis 2040 völlig abschmelzen

"Klimawandel ist schneller als die Politik"

Die EU-Umweltminister diskutieren bei ihrem Treffen in Luxemburg, ob das EU-Klimaschutzpaket wegen der Finanzkrise abgeschwächt werden muss. Dagegen protestiert der WWF. Ein aktueller Report der Naturschutzorganisation kommt zu dem Schluss, dass der Klimawandel weit härter und schneller zuschlägt als bisher prognostiziert. Demnach halten es Wissenschaftler für möglich, dass das arktische sommerliche Packeis schon bis 2040 völlig abschmilzt.

 (DR)

Der Meeresspiegel könnte in der Folge anstatt der bisher geschätzten maximal 60 sogar um mehr als 120 Zentimeter steigen, heißt es im Bericht des WWF. Wissenschaftler des 2007 veröffentlichten Berichts des UN-Weltklimarat schätzen, dass für jeden Zentimeter, den das Meer ansteigt, etwa ein Meter an Küstenland an das Meer verloren geht. Die Auswirkungen wären auch für für Europas Küstenregionen katastrophal. Auch Deutschland wird vom Klimawandel nicht verschont. Der WWF erwartet eine Zunahme der sturmbedingten Schäden um bis zu 37 Prozent.

Angesichts der beunruhigenden Prognosen fordert der WWF von den EU-Umweltministern eine Senkung der CO2-Emissionen in der gesamten EU bis 2020 um mindestens 30 Prozent unter die Werte von 1990. Bis 2050 solle die EU ihren CO2-Ausstoß um mindestens 80 Prozent reduzieren. Zudem müsse die EU zusätzliche Investitionen für Klima schützende Maßnahmen in den Entwicklungsländern bereitstellen.

Der WWF hat den Report im Vorfeld des Treffens der EU-Umweltminister vorgestellt und appelliert an die Minister, ein Klimaschutzpaket vorzulegen, das diesen Namen auch verdiene. „Der Klimawandel ist schneller als die Politik. Es ist höchste Zeit, das Tempo beim Klimaschutz zu erhöhen", so Brick Medak, Klimareferent beim WWF Deutschland. Nur so könne die EU ihr Ziel, den Anstieg der Temperaturen bis zur Mitte des Jahrhunderts auf ein Maximum von zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen, erreichen. Die Zwei-Grad-Grenze gilt als Schwelle, um die katastrophalen Folgen des Klimawandels halbwegs zu beherrschen.

Wissenschaftler gewinnen immer neue Erkenntnisse
Der UN-Weltklimarat (IPCC) hatte im vergangenen Jahr einen Aufsehen erregenden Bericht vorgelegt in dem die Erkenntnisse der weltweit renommiertesten Wissenschaftler gearbeitet hatten, der allerdings nur den Stand des Wissens von 2006 wiedergab. Seitdem ist viel passiert.

Der WWF hat die seitdem gewonnenen Erkenntnisse in einem aktuellen Report dokumentiert. Für ganz Europa werden gravierende klimatische Veränderungen befürchtet, so die Naturschutzorganisation.

Besonders die Britischen Inseln müssen mit Extremstürmen rechnen. Für die südeuropäischen Regionen werden zunehmend Dürren prognostiziert. In anderen Ländern Europas steige die Gefahr von Fluten. In den heißeren Sommern nehme außerdem die Ozonkonzentration zu.

Die Folgen dieser Entwicklung seien schrumpfende Erträge in der Landwirtschaft und in der Fischerei. Kinder werden den Vorhersagen zufolge überdurchschnittlich von zunehmenden Krankheiten und stärkerer Luftverschmutzung betroffen sein. Schon bei einem Temperaturanstieg von 1,5 bis 2,5 Grad Celsius sei das Überleben von bis zu 30 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten gefährdet.