Darum nervt Weihnachts-Pop manche Menschen

Alle Jahre wieder

In einem Monat ist Heilig Abend. Schon jetzt dudeln aus jeder Ecke wieder Pop-Klassiker wie der Wham!-Hit "Last Christmas". Alle Jahre aufs Neue klagen Menschen über diese Lieder. Warum das so ist, erklärt Experte Michael Winklmann.

Symbolbild Eine Frau ist von Musik genervt / © Nicoleta Ionescu (shutterstock)
Symbolbild Eine Frau ist von Musik genervt / © Nicoleta Ionescu ( shutterstock )

"Ich denke, es hat damit zu tun, dass man seit Jahrzehnten immer wieder dieselbe Musik im Radio und im Supermarkt vorgespielt bekommt: ein paar wenige Lieder aus den 80er und 90er Jahren."

Michael Winklmann, Referent für Programmentwicklung an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt / © Christopher Beschnitt (KNA)
Michael Winklmann, Referent für Programmentwicklung an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Mariah Careys "All I Want For Christmas Is You" sei beispielsweise von 1994 – und seit Erscheinen in der Weihnachtszeit jedes Jahr auf Platz 1 der US-Billboard-Charts. "Das ist ja ein Indikator dafür, wie häufig ein Lied gespielt wird", so Winklmann. "Da finde ich es nachvollziehbar, dass manche Leute im Advent 'Whamageddon' oder 'Mariahpocalypse' spielen. Es gewinnt, wer es schafft, die größtenWeihnachtshits nicht zu hören – ein unmögliches Unterfangen."

Laute Minderheit

Der Fachmann ergänzte, dass diese Lieder es immer wieder in die Charts schafften, zeige zugleich, dass viele Leute diese Musik gerne hörten. Darauf wiesen inzwischen auch Streamingdaten hin. "Die Leute, die sich über 'Last Christmas' und so weiter aufregen, sind eine laute Minderheit."

Winklmann ist Herausgeber des neuen Buches "Last Christmas – Weihnachten in der Popmusik". Er arbeitet als Referent für Programmentwicklung an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Ohne Christkind

Der Experte fügte hinzu, in den meisten Weihnachtspopliedern spiele die Geburt Jesu keine Rolle. Zur Begründung sagte er: "Vielleicht wird der religiöse Hintergrund einfach vorausgesetzt. Insbesondere früher dürfte das gegolten haben. Außerdem sollen Weihnachtspoplieder sich natürlich verkaufen und deshalb möglichst viele Menschen ansprechen, nicht nur Christen."

Hinzu komme, dass Popkultur an die Umstände anknüpfe, unter denen viele Menschen lebten – "und viele Menschen feiern Weihnachten seit jeher nicht nur als religiöses Fest, sondern vor allem als Fest der Familie". Das ist Winklmann zufolge historisch durchaus passend: "Die frühe Kirche hat Weihnachten nicht zelebriert, das Fest entstand später durch Integration saisonaler Feiern wie der Wintersonnenwende."

Weihnachten

Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Wann genau vor etwa 2.000 Jahren Jesus geboren wurde, ist nicht bekannt. Die Feier des 25. Dezember als Geburtsfest Jesu ist erstmals für das Jahr 336 in Rom bezeugt.

Weihnachten heißt so viel wie heilige, geweihte Nächte. Die Geburt Jesu bedeutet nach christlichem Verständnis die Menschwerdung Gottes; in Jesus hat sich Gott den Menschen mitgeteilt, sich in ihre Geschichte hinein begeben, sich ihrer erbarmt und ihnen Heil geschenkt. Deshalb gilt Weihnachten als Fest der Liebe.

Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod (dpa)
Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod ( dpa )
Quelle:
KNA