Dankgottesdienste für den neuen Papst

Brückenbauer zu Kontinenten und Armen

In mehreren Bistümern haben am Sonntag Dankgottesdienste für den neuen Papst stattgefunden. Ein Überblick.

Papst Franziskus lacht / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Papst Franziskus lacht / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )

Erzbischof Robert Zollitsch hat die Christen aufgerufen, sich von Papst Franziskus ermutigen zu lassen und den Glauben öffentlich zu bekennen. Dann werde "die Wahl des Kardinals aus Argentinien nicht die einzige Überraschung sein, die uns wachrüttelt". Das sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Freiburger Erzbischof am Sonntag in einem Dankgottesdienst im Freiburger Münster. Mit Gebeten und Gottvertrauen seien Christen in der Lage, "zur Erneuerung der Kirche beizutragen, wie sie uns heute, in unserer Zeit, Not tut".

Der Papst ist nach Zollitschs Worten "Zeichen der Gemeinschaft und Werkzeug der Einheit". Er habe die Aufgabe, "als Pontifex, als Brückenbauer, zu verbinden, das Miteinander zu stärken und die Einheit in Vielfalt lebendig zu wahren." Papst Franziskus bringt nach Überzeugung des Erzbischofs viele für seine Aufgabe hilfreiche Erfahrungen mit: "Es ist die Brücke über den Atlantik hinweg, zu den weiter entfernten Kontinenten, die er bauen wird. Es ist die Brücke hin zu den Armen und Bedürftigen, die er bereits als Erzbischof in Buenos Aires beschritten hat. Es ist die Brücke des glaubwürdigen und bescheidenen Auftretens, die er schon zu Beginn seines öffentlichen Auftretens errichtet hat."

Zollitsch äußerte sich beeindruckt von dem Mut, den Papst Franziskus mit der Wahl seines Namens zum Ausdruck gebracht habe: "Franziskus - das ist mehr als ein Name. Damit verbindet sich auch ein Programm." Der heilige Franz von Assisi habe radikal Ernst gemacht mit der Nachfolge Christi "und das in einer Zeit, in der sich viele in unserer Kirche durch Machtspiele und Politik immer mehr von Jesus Christus entfernt hatten".

Erzbischof Schick: Frischer Wind
Frischen Wind in der Kirche erwartet der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick vom neuen Papst. "Das Schiff Petri, das - Gott sei Dank - zu einem Ozeanriesen geworden ist, wird schneller und dynamischer werden", sagte Schick im Bamberger Dom. Erstmals leite nun die katholische Kirche ein Papst, dessen Heimat in der südlichen Hälfte der Erdkugel liege. "Die Armen des Südens, die Hungerenden, die Ausgebeuteten, die Versklavten kommen in die Mitte der Welt. Wir dürfen mehr weltweite Gerechtigkeit und mehr Solidarität erwarten, was uns allen gut tun wird."

Tebartz-van Elst: Papstwahl zeigt Kirche als Weltkirche
Die Wahl eines Südamerikaners zum Papst zeigt nach Ansicht des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst, "wie sehr unsere Kirche Weltkirche geworden ist". Damit einher gehe eine "heilsame Relativierung zu starker deutscher und eurozentrischer Fixierungen", sagte Tebartz-van Elst am Sonntag in einem Dankgottesdienst in Limburg.

Papst Franziskus sei in seiner Heimat in Südamerika mit großen sozialen Herausforderungen konfrontiert worden und habe sich, ganz in der Spur des heiligen Franz von Assisi, damit identifiziert. In der dortigen Wallfahrtskirche zeige die beeindruckendste der Wandmalereien, wie der Heilige die Kirche stütze, so der Limburger Bischof: "Das ist Petrusdienst! So hat ihn Papst Benedikt XVI. gelebt und verstanden, und in dieser Berufung sieht sich Papst Franziskus." Apostolischer Dienst in Kontinuität und Authentizität bestehe darin,mit dem je eigenen Charisma dem Ganzen der Kirche zu dienen.

Weiter unterstrich Tebartz-van Elst, mit seiner Namenswahl habe der Papst einen Weg vorgegeben, den er mit der Kirche gehen möchte. Der heilige Franziskus habe es verstanden, die Kirche in einer Zeit großer politischer Umwälzungen und gesellschaftlicher Veränderungen von innen aufzubauen. Dies seien auch die Berufung und die Sendung des neuen Papstes.

Erzbischof Schick: Papst wird frischen Wind bringen
Frischen Wind in der Kirche erwartet der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick vom neuen Papst. "Das Schiff Petri, das "Gott sei Dank" zu einem Ozeanriesen geworden ist, wird schneller und dynamischer werden", sagte Schick am Sonntag im Bamberger Dom in einem Dankgottesdienst zur Wahl von Franziskus.

Erstmals leite nun die katholische Kirche ein Papst, dessen Heimat in der südlichen Hälfte der Erdkugel liege, erläuterte der Erzbischof. "Die Armen des Südens, die Hungerenden, die Ausgebeuteten, die Versklavten kommen in die Mitte der Welt. Wir dürfen mehr weltweite Gerechtigkeit und mehr Solidarität erwarten, was uns allen gut tun wird." Franziskus habe mit seiner Namenswahl gezeigt, dass er für eine arme Kirche stehe, die für die Armen da sei. Außerdem stehe sein Name für den Willen zum Frieden, die Verständigung zwischen den Religionen und die Bewahrung der Schöpfung.

Schick sagte, er habe den heutigen Pontifex bei einer Bischofssynode 2001 kennengelernt und sei überzeugt: "Er ist ein guter Papst." Bei ihm ergänzten sich Bescheidenheit und Entschiedenheit.

Erzbischof Thissen: Weltweite Ungerechtigkeit schreit zum Himmel
Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen hat den Europäern ein Leben auf Kosten der Armen vorgeworfen. Der Lebensstil der Menschen in Europa und in den Ländern des Nordens führe dazu, "dass wir die Erde kaputt machen und dass wir den Armen schaden". In einem Interview der Deutschen Welle am Sonntag sagte Thissen weiter, die ungerechte Verteilung der Güter auf der Erde "schreit zum Himmel. Und diesen Schrei müssen wir hören."

Das bedeute auch eine Anfrage an die katholische Kirche in Deutschland, mahnte der Erzbischof. Sie müsse ihre Güter stärker mit jenen teilen, die weniger hätten: "Wir müssen auch in Deutschland und wollen auch in Deutschland eine Kirche an der Seite der Armen sein." Thissen verwies auf das Engagement des Bischöflichen Hilfswerks Misereor, für das er innerhalb der katholischen Deutschen Bischofskonferenz zuständig ist.

In den katholischen Gottesdiensten am Wochenende wurde für Projekte des katholischen Hilfswerks in Afrika, Asien und Lateinamerika gesammelt. Die Fastenaktion 2013 steht unter dem Leitwort "Wir haben den Hunger satt!". Misereor zählt zu den größten Entwicklungsorganisationen weltweit. In den über 50 Jahren seines Bestehens förderte das Hilfswerk mehr als 100.000 Projekte mit rund sechs Milliarden Euro.

Zugleich zeigte sich Thissen skeptisch, dass der neue Papst Franziskus konkrete Forderungen aus Deutschland und Europa nach Änderungen der Sexualmoral und der priesterlichen Zölibatsverpflichtung aufnehmen werde. Man werde lernen, dass diese Probleme weltweit nicht im Vordergrund stünden. "Im Vordergrund stehen muss die Frage der Gerechtigkeit", sagte der Erzbischof. Er setze darauf, dass der Papst dieses Thema Gerechtigkeit anpacken werde und auf Änderungen dränge, um Menschen aus Armut und Abhängigkeiten zu holen.

 

Quelle:
KNA