Bischof Overbeck zieht positives Fazit des Weltjugendtags

"Dankbar für die vielen Erfahrungen"

Der Weltjugendtag in Panama ist Geschichte. Die Pilger und vielen Jugendlichen haben den Heimweg angetreten. Unter ihnen ist auch der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck. Im Gepäck hat er ein positives Fazit des Jugendtreffens.

Bischof Franz-Josef Overbeck im Profil / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Franz-Josef Overbeck im Profil / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Was nehmen Sie mit nach Hause? Was ist die schönste Erinnerung an diese vergangenen Tage hier beim Weltjugendtag?

Bischof Franz-Josef Overbeck (Bischof von Essen und Vorsitzender der Bischöflichen Kommission Adveniat): Die schönste Erinnerung an diese vergangenen Tage hängt zusammen mit der Freundlichkeit der Gastgeberinnen und Gastgeber. Die Panamaer sind sehr gastfreundlich, sehr aufmerksam und wirklich darum bemüht, uns gleichsam die Wünsche von den Augen abzulesen. Sie verbinden das mit einer ganz guten Stimmung, die einfach leicht ist, und das passt hier zur Sonne, das passt zum Meer. Das passt überall da hin, wo viele junge Leute zusammen sind.

DOMRADIO.DE: Was sind denn die zentralen Botschaften bei den Jugendlichen? Was haben Sie im Gefühl, was treibt sie um? Was ist das, was die im Moment bewegt?

Overbeck: Es bewegt sie auf der einen Seite - wenn sie aus Deutschland kommen - wie sie den Glauben so leben können, dass er im Alltag eine echte Relevanz hat. Zweitens bewegt sie, wie sie auch noch andere junge Leute finden können, die die gleichen Interessen verfolgen. Und ich stelle auch fest: Viele sind einfach fasziniert von der Bewegung der vielen Jugendlichen aus Lateinamerika und hier aus Mittelamerika, die da sind und diesem Weltjungendtag ihre eigene Prägung geben.

DOMRADIO.DE: Was lernen Sie, oder auch die Jugendlichen durch die Begegnung mit den Menschen hier, vor allen Dingen aus Zentralamerika? Ist es ein Weltjugendtag für die Zentralamerikaner? Was kann man aus Begegnungen mit diesen Menschen lernen, die aus einer ganz anderen Welt kommen als wir in Deutschland?

Overbeck: Die Unmittelbarkeit des Glaubens ist etwas, das diese jungen Leute sehr prägt und von daher haben sie auch einen ganz selbstverständlichen Umgang mit Gott, mit dem Gebet und mit der Kirche. Und gleichzeitig gibt es hier eine Gesellschaft - gerade die am Rande Lebenden -, die sich sehr mit Armut, mit Fragen der Gewalt und anderen Herausforderungen auseinandersetzen muss. Und das erleben nicht nur die Mittelamerikaner, sondern das erleben viele. So auch unsere Gruppen, die jetzt hierhergekommen sind.

DOMRADIO.DE: Lernt man da auch so etwas, wie Dankbarkeit dafür, wie gut wir es in Deutschland haben?

Overbeck: Die jungen Leute, mit denen ich gestern gesprochen habe, haben das ganz oft gesagt: Wir können dankbar sein dafür, wie wir leben und wo wir leben - angesichts dieser Herausforderungen. Weiter haben sie betont, dass sie auch alles dafür tun werden, dass das mehr Leute kapieren. Da ich ja viel unterwegs bin, geht es mir selber auch oft so, dass ich unter vielerlei Hinsicht dankbar bin da zu leben, wo ich leben darf. Dankbar bin auch für die vielen Erfahrungen und ich sehe, wie sich vieles relativiert - aber auch wie die Welt viel größer wird.

DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie sich, dass die Jugendlichen mitnehmen, außer jeder Menge Selfies und einem Koffer voller Wäsche?

Overbeck: Eine gute Erfahrung der Gemeinschaft im Glauben und gleichzeitig die vielen guten Begegnungen mit Einzelpersonen. Das ist das Wichtige, was hier auch schon geschehen ist und von dem sie mir berichtet haben. Wenn diese beiden Perspektiven zuhause noch eine Rolle in der Erinnerung spielen, dann ist eine Menge geschehen.

DOMRADIO.DE: Wünschen Sie sich auch mehr Berufungen? Die Mitgliederzahlen in den Kirchen in Deutschland sinken ja. Kann so etwas wie der Weltjugendtag wieder einen Schub nach vorne bewirken?

Overbeck: Gemeinschaft erleben. Ereignisse dieser Art haben immer, oder oft jedenfalls, eine besondere Bedeutung für Berufungsgeschichten, wenn es um besondere Berufswege in der Kirche geht. Aber erstmal geht es um Berufung zum Christsein. Das ist eine Bedeutung, die man nicht unterschätzen sollte. Und wenn das hier gefestigt wird, ist viel geschehen. Wenn der ein oder andere noch etwas Weiteres für sich erspürt und sieht - umso besser. Aber das gehört in die Unterscheidung der Geister und nicht in einen Hype, wie einen, den man an solchen Tagen erlebt.

Das Interview führte Ina Rottscheidt.

 

Quelle:
DR