Dachverband der Muslime begrüßt Auszeichnung Kermanis

"Später Sieg der Vernunft"

Der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland begrüßt, dass der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani nun doch den Hessischen Kulturpreis 2009 erhalten soll. Dies sei ein "später Sieg der Vernunft", sagte der Vorsitzende des Dachverbandes, Axel Ayyub Köhler, der "Frankfurter Rundschau" vom Wochenende. Besser wäre es allerdings gewesen, "wenn die Kirchenvertreter von Anfang an weniger emotional" reagiert hätten.

 (DR)

Unter den Muslimen in Deutschland habe der Konflikt um die Preisverleihung Verletzungen ausgelöst, sagte Köhler. Aber «auch wir Muslime müssen lernen, mit so etwas gelassener und großzügiger umzugehen und nicht immer gleich auszusteigen». Der mit 45.000 Euro dotierte Hessische Kulturpreis 2009 soll Verdienste um den Dialog zwischen den Religionen würdigen.

Neben dem in Köln lebenden Islamforscher und Schriftsteller Kermani sollen der frühere hessen-nassauische Kirchenpräsident Peter Steinacker, der Mainzer Kardinal Karl Lehmann und der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Salomon Korn, mit dem Hessischen Kulturpreis ausgezeichnet werden. Lehmann und Steinacker hatten im Frühjahr wegen eines Zeitungsartikels Kermanis eine gemeinsame Verleihung abgelehnt. In dem Essay beschrieb der Schriftsteller das christliche Kreuz als Gotteslästerung, zeigte sich aber zugleich von der Betrachtung eines Kreuzigungsgemäldes tief berührt.

   Am Freitag hatten die designierten Preisträger nach einem vertraulichen Gespräch in Mainz erklärt, dass Kermani den Preis doch erhalten solle. In einer zweistündigen Diskussion seien alle Aspekte der Kontroverse in einer «sachlichen, offenen und respektvollen Atmosphäre» besprochen worden.

   Das Preis-Kuratorium, in dem die hessische Landesregierung vertreten ist, hatte zunächst entschieden, Kermani den Preis abzuerkennen und ihn am 5. Juli nur Steinacker, Lehmann und Korn zu verleihen. Nach scharfer Kritik an der Entscheidung verschob das Kuratorium die Vergabe auf den Herbst.