Praktikum in der isländischen Diaspora

"Da ist Zusammenhalt zu spüren"

Island ist Diaspora. Von den rund 365.000 Einwohnern sind knapp 14.000 katholisch. Eine von ihnen ist derzeit Anna Haverkorn. Sie macht ein Praktikum bei den Karmelitinnen im Norden der Insel und erzählt von ihren Erfahrungen, auch mit der Kirche vor Ort.

Aussicht auf die katholische Kirche St. Peter in Akureyri, Island / © RnDmS (shutterstock)
Aussicht auf die katholische Kirche St. Peter in Akureyri, Island / © RnDmS ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie kommen ursprünglich aus dem Emsland, haben in Siegen und Saarbrücken studiert und leben aktuell in Akureyi. Wo liegt das und was ist das für ein Ort?

Anna Haverkorn (Praktikantin auf Island): Das ist ganz im Norden von Island und liegt wunderschön am Ende eines Fjords. Von Reykjavik aus sind es fünf Stunden mit Bus, das ist schon eine große Entfernung. Mit dem Flugzeug ist man in 45 Minuten da. Deswegen bieten sich Inlandsflüge in Island sehr an.

DOMRADIO.DE: Welche Temperaturen haben Sie auf Island? Ich vermute, es ist gerade sehr kalt bei Ihnen.

Haverkorn: Ja, das stimmt. es ist sehr kalt hier. Momentan haben wir so um die 3 Grad, es ist tatsächlich wärmer geworden. Letzte Woche hatten wir sehr viel Schnee, den ersten richtigen Schnee.

DOMRADIO.DE: Warum wollten Sie ausgerechnet nach Island? Das ist jetzt nicht für jeden unbedingt das erste Ziel.

Haverkorn: Island hat mich als Kind schon immer sehr fasziniert. Ich habe mich dann beim Bonifatiuswerk über die Länder informiert und dachte, dass Island noch mal was ganz anderes ist als die anderen Länder, also Schweden oder Norwegen. Die Natur ist einfach wunderschön.

DOMRADIO.DE: Sie machen ihr Praktikum bei den Karmelitinnen vor Ort. Was sind da Ihre Aufgaben?

Haverkorn: Ich bin hauptsächlich in der Kinderkrippe. Morgens bin ich erst in der Küche, das ist sehr spannend, weil ich auch viele Rezepte aus Portugal oder Brasilien kennenlerne, weil die Schwestern daherkommen. Mit den Kindern macht es auch sehr viel Spaß. Die geben einem sehr viel zurück. Da ist viel Umziehen und Anziehen angesagt, weil wir trotz der kalten Temperaturen immer nach draußen gehen.

DOMRADIO.DE: Welche Sprache sprechen Sie dort eigentlich? Isländisch ist die Amtssprache.

Haverkorn: Ja genau. Ich bemühe mich hier auch mit den Schwestern Isländisch zu reden. Mit einigen kann ich auch nur Isländisch reden, weil ich nur Spanisch spreche, aber kein Portugiesisch. Ansonsten sprechen wir hauptsächlich Englisch.

DOMRADIO.DE: Isländisch ist sehr weit weg von unserer Sprache. Da kann man sich wenig zusammenreimen, anders als beim Norwegischen beispielsweise.

Haverkorn: Zum Verstehen reicht es manchmal, aber Aussprache und Grammatik sind nicht so einfach.

DOMRADIO.DE: In Island gibt es nur sehr wenige Katholiken und Katholikinnen. Wie erleben Sie die Kirche dort?

Haverkorn: Sehr interkulturell. Da ist die Lesung sowohl auf Isländisch als auch mal auf Polnisch oder Englisch. Aber ich finde, dass trotz dieser großen Entfernung zwischen den Orten ein Zusammenhalt zu spüren ist. Es herrscht auch eine familiäre Atmosphäre.

DOMRADIO.DE: Jetzt steht der Winter vor der Tür. Das heißt, so hoch im Norden sind die Tage sehr kurz und die Nächte lang. Bekommen Sie da ein bisschen Heimweh?

Haverkorn: Ein bisschen schon, aber die Leute haben hier schon Mitte Oktober angefangen zu dekorieren und Lichter in die Fenster zu stellen. Das heißt, es geht schon. Und die Nordlichter entschädigen auch für einiges.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Anna Haverkorn (Bonifatiuswerk)
Quelle:
DR