CSU-Mann Manfred Weber will EU-Kommissionschef werden

Ein Bayer in Europa

Der EVP-Vorsitzende im Europäischen Parlament greift nach den EU-Sternen. Mit Manfred Weber bewirbt sich ein noch junger, aber erfahrener CSU-Politiker für die Nachfolge von Jean-Claude Juncker.

Spitzenkandidat für die Europawahl, Manfred Weber (CSU) / © Markku Ulander (dpa)
Spitzenkandidat für die Europawahl, Manfred Weber (CSU) / © Markku Ulander ( dpa )

Die Geheimratsecken sind etwas ausgeprägter geworden, und so manch graues Haar schimmert allmählich durch. Doch mit 46 Jahren ist Manfred Weber ein noch immer junger, aber erfahrener Mann in europäischen Angelegenheiten. Seit 2014 ist der CSU-Politiker Fraktionsvorsitzender der Europäischen Volksparteien (EVP) im Brüsseler EU-Parlament. Beobachter bescheinigen ihm, die Reihen geschlossen zu halten. Selbst Abgeordnete aus eher schwierigen Staaten wie Ungarn habe Weber in die gesetzgeberischen Aufgaben eingebunden.

Keiner, der polarisiert

Der Lohn: Weber wurde am Donnerstag zum Spitzenkandidaten der Europäischen Volksparteien gewählt. Nach den Europawahlen im Mai 2019 könnte er sogar EU-Kommissionspräsident werden. Der Christsoziale, der auch dem Vorstand seiner Partei angehört, ist keiner, der polarisiert. Ein besserwisserisches "Mia san mia"-Gehabe, wie es Parteispitzen in Bayern und zuletzt im Bund pflegten, scheint nicht sein Stil.

Weber gilt als verbindlicher und kommunikativer Typ. Anders würde es in Europa wohl auch nicht gehen. Er spricht über seine Arbeit wie einer, der für seine Themen brennt; der sich trotz schwieriger Umstände seine Ideale bewahrt hat. Der einstige Vorsitzende der CSU-Zukunftskommission weiß um die Probleme im EU-Konstrukt.

Doch lässt er gerne einfließen, dass auch Konrad Adenauer und Charles de Gaulle mit der Idee einer europäischen Union etwas gewagt hätten, was damals mit Sicherheit nicht die Mehrheit der Bevölkerung gut gefunden habe. In einem Bewerbungsvideo für die Wahl in Helsinki berichtet  er auf Englisch, wie er einst bei der katholischen Landjugend zum ersten Mal erlebt habe, was es bedeutet, für eine Idee einzustehen.

 

Der aus Niederhatzkofen in Niederbayern stammende Weber weist auf den ersten Blick die klassische CSU-Karriere auf. Aus seiner Zeit in der katholischen Landjugend und auch als Trompeter im kirchlichen Bläserkreis hat er nach eigenen Worten viel fürs Leben gelernt.

Dass so einer früh zur führenden bayerischen Partei stößt, ist in diesen Gefilden fast selbstverständlich. Von 2003 bis 2007 war er Landesvorsitzender der Jungen Union Bayern; dem Bayerischen Landtag gehörte er von 2002 bis 2004 an.

Doch dann entschied sich Weber bewusst für einen anderen Weg. Mit 32 Jahren wurde er Abgeordneter des EU-Parlaments - ganz nach dem von Franz Josef Strauß geprägten Satz: "Bayern ist unsere Heimat, Deutschland unser Vaterland, Europa unsere Zukunft." Bereits 2006 war er innenpolitischer Sprecher der damaligen Fraktion der Europäischen Volksparteien (EVP-ED) und Mitglied des Fraktionsvorstands, den er endgültig ab 2014 übernahm.

"Gottesdienstbesuch ist für mich keine Pflicht, sondern eine Bereicherung"

So viel Freude ihm die Arbeit für Europa nach eigenen Worten auch macht, so sehr bekundet er auch seine Heimatverbundenheit, wozu auch das Katholischsein gehört. Das Bewerbungsvideo zeigt ihn in seiner Heimatkirche in Wildenberg. Unter dem Stichwort Glaube heißt es auf seiner Website: "Der wöchentliche Gottesdienstbesuch ist für mich keine Pflicht, sondern eine Bereicherung."

Zudem gehört er dem Landeskomitee der Katholiken in Bayern und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) an. Den Vorsitz für den Freundeskreis der Benediktinerabtei Rohr mit dem berühmten Mariä-Himmelfahrts-Altar der Brüder Asam hat Weber ebenfalls inne. "Für jemanden, der als Christ Politik macht, ist diese Orientierung fundamental", bekräftigt der CSU-Vize.

Zu der promovierten Physikerin und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird dem Diplom-Ingenieur für Physikalische Technik ein guter Draht nachgesagt. Weber ist einer, der Brücken bauen will. Der Name Manfred kommt übrigens aus dem Alemannischen und bedeutet soviel wie "Mann des Friedens". Kein ganz schlechter Ansatz für Europa.

Von Barbara Just


Quelle:
KNA