Coronavirus-Pandemie: Brasilianischer Evangelikaler protestiert gegen Schließung

 (DR)

Der evangelikale Kirchengründer Silas Malafaia weigert sich, der behördlichen Empfehlung zur Schließung seiner Kulte in Rio de Janeiro nachzukommen. Das berichten Medien am Freitag. Derzeit versucht die Staatsanwaltschaft von Rio de Janeiro, Malafaias Kirchen per Gerichtsbeschluss zu schließen. Malafaia ist gegen die Schließungen von Kirchen, da diese "emotionale Krankenhäuser" seien und damit wichtig angesichts der Coronavirus-Krise im Land.

Zudem verwies Malafaia am Donnerstagabend (Ortszeit) in einem Treffen vor seinen Anhängern auf die überfüllten Autobusse und Züge in Rio de Janeiro hin. So mache es keinen Sinn, die Kirchen zu schließen, um Ansteckung zu vermeiden, und gleichzeitig den öffentlichen Personenverkehr nicht zu beschränken. Eine mögliche Schließung seiner "Vitoria em Cristo" Kirchen - alleine in Rio de Janeiro sind dies rund 70 - per Gerichtsbeschluss wertete er als "ideologische Verfolgung", da gleichzeitig "tausende andere Kirchen" weiterhin offen seien.

Obwohl die Behörden von Versammlungen abgeraten haben, sind landesweit viele evangelikale Kirchen weiterhin geöffnet, darunter die der "Universalkirche" von Edir Macedo sowie die "Igreja Mundial do Poder de Deus" von Valdemiro Santiago. Einige der Tempel haben Kapazitäten von 5.000 bis 15.000 Personen. Die Behörden raten zwar zu Sicherheitsabständen von drei Metern zwischen den Gläubigen. Laut Medienberichten sind viele Kirchen jedoch weiterhin überfüllt.

Im Kongress versuchen evangelikale Politiker derzeit eine landesweite Zwangsschließung der Kirchen zu verhindern. Bisher gibt es deshalb nur Empfehlungen, die Versammlungen abzusagen oder aber die Teilnehmerzahlen drastisch zu beschränken. Allerdings droht angesichts der rasch steigenden Neuinfektionen in vielen Großstädten in den nächsten Tagen eine Beschränkung der Versammlungsfreiheit.

Malafaia gehört seit Jahren zu den einflussreichsten evangelikalen Führern in Brasilien. Zudem gilt er als "religiöser Guru" von Präsident Jair Messias Bolsonaro, der Ende 2018 durch die Unterstützung der evangelikalen Großkirchen gewählt wurde. Malafaia predigt eine "Theologie des Wohlstandes", nach der Gott denen materielle Hilfe gibt, die der Kirche spenden. Er soll laut Medienberichten über ein Millionenvermögen verfügen.

(Quelle: kna, 20.03.2020)