Clubfans danken bei Wallfahrt für Wiederaufstieg

Heiliger Eustachius hilf!

Sankt Dionysius ist der passende Heilige für den 1. FC Nürnberg: Er hält seinen Kopf in der Hand. Kopflos hat die fränkische Traditionsmannschaft in den vergangenen Jahrzehnten systematisch ihren Nimbus als Rekordmeister verspielt. Nun firmiert sie als Rekordabsteiger. Umso wichtiger scheint Beistand von oben.

Autor/in:
Christian Wölfel
 (DR)

Am Samstag begaben sich mehr als 500 Clubfans auf Pilgerschaft zur oberfränkischen Basilika Vierzehnheiligen. Dort wird - einschließlich Einwechselspielern - eine ganze Mannschaft von Nothelfern verehrt, darunter auch Dionysius. Für die "Clubberer" stand freilich ein anderes Motiv im Vordergrund: der Dank für den Wiederaufstieg.

Ganz in den Vereinsfarben schwarz und rot, in Trikots, mit Fahnen und Schals und auch der ein oder anderen Dankeskerze startet der Pilgerzug am frühen Nachmittag von Bad Staffelstein zu dem fünf Kilometer langen Fußmarsch. Für viele handelt es sich um einen echten Bußgang, denn eigentlich müssten die Anhänger jetzt beim Pokalspiel ihrer Mannschaft in Dresden sein.

"Ich bete dafür, dass wir als Clubfans uns immer viel freuen können." Der Würzburger Diözesanjugendseelsorger Thomas Eschenbacher, der unlängst auch zum offiziellen Club-Pfarrer ernannt wurde, hat eigens Fürbitten für die Wallfahrt geschrieben: für die Gesundheit der Spieler, aber auch für gute Entscheidungen in der Führungsetage. Diese Bitte kann jeder Fan aus vollem Herzen mitsprechen.

Mehr als 20 Geistliche
Die Nürnberger Schlachtenbummler brauchen gute Seelsorger. Wohl kaum ein anderer Verein mutet seinen Anhängern so viele emotionale Ausnahmezustände zu. Kein Wunder also, dass Fanclub-Koordinator Otto Scheer inzwischen mehr als 20 Geistliche angeworben hat. Von ihm kam auch die Idee zur Wallfahrt - und das zu einem Zeitpunkt, als noch keiner so recht an die Rückkehr ins Fußball-Oberhaus glauben mochte, wie des Aufsichtsratschef des Clubs, Klaus Schramm, am Samstag erzählt. "Otto, vergiss es", sei seine Reaktion gewesen.

Für Franziskanerpater Benedikt Grimm ist es ein "bedeutender Tag".
Er tut nicht nur Dienst in der Wallfahrtskirche, sondern bangt und hofft auch regelmäßig mit dem 1. FCN. "Möge der Club im kommenden Jahr in der Bundesliga bestehen", lautet sein frommer Wunsch zur Begrüßung.

Hans Wich, langjähriger Präses des kirchennahen Sportverbandes DJK im Erzbistum Bamberg, zieht in seiner Predigt Parallelen zwischen den Fans und dem Evangelium. Auch Jesus habe Fans gehabt. "Das waren ja die Apostel und die Jünger." Wenn er jetzt noch nach dem Gottesdienst Wasser in Bier verwandeln würde, "würdet Ihr Euch noch mehr freuen", fügt der ehemalige Domkapitular hinzu. So mancher Fan wünscht sich indes ein noch viel größeres Wunder: die Meisterschale 2010. Das wäre dann der Anlass für die nächste Wallfahrt.

Der Nothelfer ist Patron für alle schwierigen Lebenslagen
Klaus Schramm sieht sich schon als Stammgast in der Basilika: Als er sich bei Club-Sportdirektor Martin Bader für sein Fehlen in Dresden entschuldigte, habe dieser gesagt: "Des weißt scho, wenn wir in Dresden gewinnen, musst jetzt bei jedem Spiel nach Vierzehnheiligen." Darauf Schramm: Wenn es der Meisterschaft diene, "opfere ich mich gerne". Am Samstag funktionierte das Gelübde:  Nürnberg gewinnt in Dresden locker mit 3:0.

Die langjährige Erfahrung lehrt anderes. Die leidgeprüften Clubfans werden wohl auch in der nächsten Saison öfter den heiligen Eustachius anrufen müssen: Der Nothelfer ist Patron für alle schwierigen Lebenslagen.