Claudio Hummes wird 75 und bleibt wohl Präfekt der Kleruskongregation

Kardinal mit deutschen Vorfahren

Vor der Papstwahl 2005 wurde auch seine Name als möglicher Nachfolger von Johannes Paul II. gehandelt. Doch es kam anders: Ein Jahr später wurde Kardinal Claudio Hummes Präfekt der vatikanischen Kleruskongregation. Heute wird er 75 Jahre alt - und dürfte noch einige Zeit in seinem Amt bleiben.

 (DR)

Kardinal Claudio Hummes, früherer Erzbischof von Sao Paulo und seit drei Jahren Präfekt der vatikanischen Kleruskongregation, wird am Samstag 75 Jahre alt. Damit erreicht der deutschstämmige Brasilianer die kirchliche Altersgrenze und muss dem Papst dem Kirchenrecht gemäß seinen Rücktritt anbieten. Nach der gegenwärtigen Praxis dürfte ihn Benedikt XVI. jedoch noch einige Zeit in seinem Amt belassen. Sicher wird er mindestens bis zum Abschluss des Priesterjahres im Juni 2010, für dessen Begleitung seine Behörde maßgeblich zuständig ist, an dieser Stelle bleiben.

Der dem Franziskaner-Orden angehörige Hummes hat eine vielseitige Laufbahn in der brasilianischen Kirche hinter sich. 1934 als Sohn deutscher Eltern in Montenegro bei Porto Alegre geboren, studierte er nach seiner Priesterweihe 1958 Philosophie in Rom. Von 1965 bis 1968 war er als Ökumene-Berater der Brasilianischen Bischofskonferenz tätig. Danach lehrte er in Viamao und Porto Alegre Philosophie.

Einer der Kandidaten bei der Papstwahl 2005
Von 1972 bis zu seiner Bischofsweihe 1975 leitete Hummes die Franziskanerprovinz Rio Grande do Sul. Nach 21 Jahren in der Diözese Santo Andre übernahm er 1996 die Leitung des Erzbistums Fortaleza. 1998 wechselte er an die Spitze der mit rund sechs Millionen Katholiken größten brasilianischen Erzdiözese Sao Paulo. 2001 erhob Johannes Paul II. ihn in den Kardinalsrang. Vor der Papstwahl 2005 wurde Hummes als einer der möglichen Kandidaten genannt.

Seit dem Wechsel nach Sao Paulo machte Hummes, der in seiner Bischofskonferenz als Mann der Mitte galt, auch international von sich reden. Bei der Weltbischofssynode im Oktober 2001 über das Bischofsamt äußerte er sich differenziert zu den Terroranschlägen vom 11. September. Er mahnte, dass moralisch erlaubte Gegenwehr nicht in einen Krieg mit unschuldigen Opfern münden dürfe. Danach wurde er als Vertreter Lateinamerikas in den Rat der Bischofssynode gewählt. 2002 betraute ihn Papst Johannes Paul II. mit der ehrenvollen Aufgabe, die Fastenexerzitien für die römische Kurie im Vatikan zu halten.

Benedikt XVI. berief Hummes 2006 an die Spitze der Kleruskongregation. Zu dem Zeitpunkt war die Debatte um kirchliche Missbrauchsskandale bereits etwas abgeebbt. Der Vatikan und die US-Bischofskonferenz hatten deutliche Regelungen zur Ahndung und Prävention erlassen. Hummes bemüht sich immer wieder - bei aller Entschiedenheit gegenüber Tätern -, den Klerus gegen pauschale Vorwürfe in Schutz zu nehmen. Auch das am 19. Juni eröffnete Priesterjahr dient der Versachlichung der Diskussion über die Rolle und das Profil der Geistlichen.