Chronik des Klosters Angermund

Wie alles begann ...

Nun sind wir rund drei Monate in Angermund. Wir, das sind derzeit fünf Schwestern: Schwester Benedikta, Schwester Emmanuela, Schwester Rafael, Schwester Josephine und Schwester Tabita – und ein Bruder: Pfarrer Jan Opiéla.

Schwester Emmanuela Kohlhaas / © Alexander Foxius (DR)
Schwester Emmanuela Kohlhaas / © Alexander Foxius ( DR )

Wir sind da

Wir sind das "Pionier-Team", das den Anfang einer neuen Gemeinschaft von Benediktinerinnen im ehemaligen Dominikanerinnen-Kloster St. Katharina von Siena zu gestalten versucht. Wir möchten uns vorstellen und mit dieser Chronik einen kleinen Einblick geben in das, was wir in diesen ersten Wochen erleben durften. Danken möchten wir schon jetzt für die Herzlichkeit und Offenheit, mit der wir hier in Angermund empfangen worden sind, und für alle Unterstützung, die wir bereits erfahren haben.

Gruppenbild der Pioniergruppe / © Andreas Scharfenberger
Gruppenbild der Pioniergruppe / © Andreas Scharfenberger

Aufbruch und Ankunft

Am 8. September, dem Fest Mariä Geburt, ging es los – ein passender "Geburtstag" für einen solchen Neustart und auch passend zur Erfahrung des Aufbrechens nach der Bauernregel: "An Mariä Geburt fliegen die Schwalben fort." In der Kölner Klosterkirche feierten wir ein festliches Hochamt, zelebriert vom Bischofsvikar für die Orden, Weihbischof Dr. Dominikus Schwaderlapp, mit einem feierlichen Segen zur Aussendung und einem weiteren Segen für alle Schwestern an der Klausurtüre. Dann ging es mit zwei Autos los…

Wir durften das Allerheiligste mitnehmen. Unser gemeinsames Leben begann damit, dass Sr. Emmanuela das Allerheiligste in unseren Tabernakel reponierte, der ein goldenes Kästchen und ein "kleiner Bruder" des Kölner Tabernakels ist. Dann entzündeten wir das Ewige Licht neu und sangen "Großer Gott wir loben dich" – ein ergreifender Moment. Danach warteten bereits ein Glas Sekt und ein festlich gedeckter Kaffeetisch auf uns, die unsere Sr. Theresia, die bereits seit April 2021 im Katharinenkloster als Eremitin lebte, zusammen mit Jan Opiéla vorbereitet hatte. Anschließend ging es gleich ans Auspacken, denn irgendwie musste es uns bis zum Abend gelingen, für alle ein Zimmer, ein Bett, eine Zahnbürste zu finden – und was es sonst noch für die erste Nacht brauchte. Es gelang, und natürlich waren die ersten Wochen ganz bestimmt vom Auspacken, Sortieren, Putzen und Einräumen…

Die Kisten wollen ausgepackt werden / © Sr. Emmanuela Kohlhaas (privat)
Die Kisten wollen ausgepackt werden / © Sr. Emmanuela Kohlhaas ( privat )

 

Ein Blick zurück

Wie kam es dazu, dass wir das Katharinenkloster als ein weiteres Kloster unserer Gemeinschaft übernommen haben? Wir gehören zu den im 17. Jahrhundert gegründeten "Benediktinerinnen vom Heiligsten Sakrament", einem internationalen Verband von benediktinischen Frauenklöster und unser "Mutterkloster" steht in Köln, wo es 1890 gegründet wurde. Im Sommer 2020, mitten in der ersten Coronawelle, bekamen wir die Anfrage, ob wir nicht als Gemeinschaft mit einer Gruppe Schwestern einen zweiten Standort übernehmen wollen, war doch bekannt geworden, dass wir uns in den vergangenen Jahren über Zuwachs freuen durften. Weihbischof Schwaderlapp brachte als konkreten Ort das Katharinenkloster ins Spiel und wir waren nach einem ersten Kennenlernen von Haus und Umgebung begeistert. Die 1969 fertiggestellte Anlage des Architekten Emil Steffann (1899-1968) ist ein Monasterium, wie es sich eine benediktinische Gemeinschaft nur wünschen kann. Wir gingen deshalb der Sache in einem Gesprächsprozess aller Schwestern mit externer Moderation nach und am 2. Februar 2021 fand nach intensivem Gebet die geheime Abstimmung statt: Das Ergebnis war einmütige Zustimmung. Die Verwirklichung konnte nun beginnen.

In dieser Zeit der Gespräche und der gemeinsamen Suche hat unsere damalige Priorin, Sr. Dr. Emmanuela Kohlhaas, der Gemeinschaft mitgeteilt, dass sie meint, nach zwei Amtszeiten von insgesamt zwölf Jahren sei die Zeit reif für eine Leitungswechsel. Sie hat sich als Mitglied der Pioniergruppe für das Katharinenkloster zur Verfügung gestellt. Eine Reihe Schwestern tat es ihr gleich und meldete sich aktiv für den Aufbruch nach Angermund. Außerdem fragten wir Pfr. Jan Opiéla, der nach dem frühen Tod seines Kollegen Pfr. Klaus Kugler (†59) im September 2021 in seiner bisherigen Pfarrei keinen rechten Ort mehr hatte. Er arbeitet als "Nationalrektor für die Sinti und Roma und verwandte Gruppen" für die Deutsche Bischofskonferenz. Zu unserer Freude sagte er zu, sich mit uns auf dieses Abenteuer einzulassen.

Schwester Emmanuela Kohlhaas / © Alexander Foxius (DR)
Schwester Emmanuela Kohlhaas / © Alexander Foxius ( DR )

Am 2. Juli 2022 wählten wir in Köln Sr. Veronica Krienen zur Priorin für die nächsten sechs Jahre. Danach hieß es dann für die zukünftigen Angermunder Schwestern: Kisten packen, aufräumen, Transporte organisieren… - Es geht los! Wir fühlten uns als "Neu-Düsseldorferinnen" sehr geehrt, dass Sr. Emmanuela am 20. Juli im Saal von St. Lambertus einen Festvortrag anlässlich der Apollinaris-Oktav und am 4. September die Vesperansprache zum Fest des Hl. Suitbertus in der Basilika von Kaiserswerth halten durfte.

Am 15. August 2022 fand eine feierliche Eucharistiefeier mit anschließender Begegnung zum Abschied der verbliebenen drei Dominikanerinnen in der Angermunder Klosterkirche statt. Priorin Sr. Hedel-Maria Windeck OP übergab das Kloster an diesem Tag symbolisch an unsere neue Priorin. Rund 120 Menschen nahmen an diesem Gottesdienst teil. Wie all diese Menschen, die der Gemeinschaft der Dominikanerinnen und dem Ort oft seit Jahrzehnten verbunden sind, stehen wir mit großem Respekt und voll Dankbarkeit vor der Lebensleistung der Dominikanerinnen Unserer Dienenden Frau, die neben ihrer Berufstätigkeit diesen Ort geistlichen Lebens aufgebaut und zum Blühen gebracht haben.

Spirituelles Leben

Das Entscheidende ist für uns die Mitte unseres Lebens: Jesus Christus und sein Evangelium. Ein Kloster ist ein Ort des Gebetes und des gelebten Glaubens und – das ist typisch für ein benediktinisches Kloster – ein Ort, an dem Menschen nach Gott suchen und fragen. Ganz schnell wurden wir in der Kirche und im Refektorium heimisch. Mit wenigen Veränderungen ließen sich beide Räume zu unserer großen Freude nach unseren Bedürfnissen gestalten. Noch am Tag unserer Ankunft haben wir begonnen, das Gotteslob zu singen, und erfuhren, wie hilfreich dieser Grundrhythmus monastischen Lebens zum Ankommen an diesem neuen Ort ist.

Schnell waren wir uns über die Zeiten einig: 7.00 Uhr Laudes, 11.40 Uhr Mittagshore (Sext und Non), 17.00 Uhr Vesper und ca. 20 Uhr das Nachtgebet (Komplet und Vigilien) bzw. 19 Uhr Vigilien (vor Sonn- und Feiertagen). Und wir sind glücklich, täglich die Eucharistie feiern zu können. Dass wir in Pfarrer Jan Opiéla einen Priester im Haus haben, erleben wir als ein Geschenk, ebenso die große Bereitschaft zahlreicher Priester aus der Umgebung, mit uns die Eucharistie zu feiern und notfalls auch kurzfristig einzuspringen.

Kloster Angermund / © Sr. Emmanuela Kohlhaas (privat)
Kloster Angermund / © Sr. Emmanuela Kohlhaas ( privat )

Neben der Sonntagsmesse um 9.15 Uhr, die wir ab dem 1. Januar 2023 auf 10 Uhr verschieben werden, und der Abendmesse um 18 Uhr von Montag bis Freitag, haben wir eine Mittagsmesse am Samstag um 11.30 Uhr eingeführt. Wir freuen uns über die oft erstaunlich große und wachsende Zahl der Gottesdienstteilnehmer und über die lebendigen und ermutigenden Begegnungen anschließend, kurz in der Eingangshalle oder an Sonn- und Feiertagen bei einer Tasse Kaffee in unserem Speisesaal. Was uns ganz besonders freut, ist die Erfahrung, dass es so viele Menschen gibt, denen der Glaube spürbar etwas bedeutet, was sich, so meinen wir, nicht nur im Gottesdienstbesuch und in Gesprächen zeigt, sondern auch im kräftigen Mitsingen und in der erstaunlichen Stille, die uns und unsere Gäste immer wieder nach der Messe spontan in der Kirche verharren lässt. Auch haben inzwischen bereits eine ganze Reihe Gäste Tage der Besinnung und der Exerzitien bei uns verbracht.

Aufbau konkret

Beim Abendessen am Sonntag, kaum mehr als eine Woche nach unserer Ankunft "überkam" es uns und die Frage stand plötzlich im Raum: "Ist noch jemand neugierig, wie es unter dem grünen Teppichboden im Speisesaal aussieht?" Gesagt, getan: Nach der Komplet ging es los und der alte und verschmutzte Bodenbelag verschwand in kaum mehr als einer Stunde… Tags drauf kam unser Schreiner, Michael F., mit seinen beiden Gesellen aus der Eifel und hat in den folgenden drei Tagen viel geschafft.

Anpacken ist angesagt / © Sr. Emmanuela Kohlhaas (privat)
Anpacken ist angesagt / © Sr. Emmanuela Kohlhaas ( privat )

Der Speisesaal ist kaum noch wieder zu erkennen und inzwischen haben wir auch kunstvolle Türen für unseren Kreuzgang erhalten, die den engeren Lebensbereich der Schwestern, die Klausur, vom Gästebereich trennen. Die Kabel für eine computergesteuerte und funkvernetzte Brandwarnanlage sind ebenfalls schon verlegt; nun warten wir auf die Lieferung der Melder und auch auf die neue Lautsprecheranlage für die Kirche.

Der ersehnte Regen hat Garten und Wald schnell wieder grün werden lassen. Die Rasenflächen in unserem großen Garten lassen sich nicht mit einem normalen Rasenmäher bewältigen. So kauften wir einen Rasentraktor, und Sr. Rafael erweist sich als talentierte Traktorpilotin. Bei der Suche nach einem geeigneten Gerät half uns Herr Bernd R., der dem Katharinenkloster schon lange verbunden ist und treu den Dienst des Ministranten versieht. Unermüdlich sorgt er sich auch um unseren Garten und die Anlagen vor dem Haus, die ohne ihn längst nicht so schön aussähen und erst recht noch nicht winterfest wären. Auch beschenkte er uns zum Erntedankfest mit einer Fülle von Gaben. Unser herzlicher Dank für all das!

Der Aufsitzrasenmäher schafft Abhilfe / © Sr. Emmanuela (privat)
Der Aufsitzrasenmäher schafft Abhilfe / © Sr. Emmanuela ( privat )

Unser "Bruder Jan" ist handwerklich vielseitig befähigt und exzellent ausgerüstet. So lässt sich vieles selbst machen, z. B. defekte Thermostate an Heizungen fit machen oder Badewannen zu Duschen umrüsten. Die Bilder seines Vaters Wilhelm Opiéla (1921-2016) zieren bereits zahlreiche Zimmer und wir freuen uns schon auf weitere. Sr. Josephine hat eine besondere Begabung für die Gestaltung von Zimmern. Unter ihren Händen verwandeln sich die fast identischen Gästezimmer in einladende Unikate, in denen man sich wirklich wohlfühlen kann.

Manchmal fragen wir uns staunend, wie es sein kann, dass sich unser „Work-in-progress“ bisher so schnell und leicht entwickelt. Es ist ein wenig wie in der Geschichte vom Propheten Elija und der großzügigen Witwe, die ihre letzten Vorräte mit ihm teilte (1 Kön 17,8ff). Der Mehltopf und der Ölkrug versiegen nicht … Am besten nicht nachschauen und nachfragen, wie es sein kann, sondern einfach vertrauend tun. Gott gibt die Kraft und die Gnade. Und der "Zauber des Anfangs" hilft, den Schwung und die Leichtigkeit dabei zu bewahren, die sich neben selbstgekochtem Apfelmus und Quittengelee auch in Sr. Tabitas spontanen Backaktionen anschaulich zeigen und köstlich schmecken lassen. Aber natürlich ist uns klar, dass wir auf Dauer Verstärkung brauchen und sind deshalb dankbar, dass Hilfszusagen weiterer Kölner Schwestern bei unserem ersten Treffen der Gesamtgemeinschaft in Köln am 18. November bereits konkret ins Wort gebracht wurden.

Begegnungen

Mitten in all dieser Arbeit bleiben immer wieder Momente der Freude und des Staunens über diesen schönen Ort, der – so nahe an den Metropolen des Rheinlands und des Ruhrgebiets – eine grüne Insel bildet. Wir freuen uns über die zahlreichen Besuche und Begegnungen, ebenso über die guten Wünsche und ermutigenden Worte zu unserem Einzug von vielen, uns zum Teil völlig fremden Menschen. Nicht alles konnten wir beantworten…

Gleich am Samstag den 17. September gab es eine nette Überraschung. Br. Rafael Dermund von den Franziskanern in Düsseldorf zelebrierte die Mittagsmesse und packte anschließend noch in der Kirche eine große Tasche aus, ein Begrüßungsgeschenk von ihm und seinen Brüdern – einfach brüderlich und nett. Ein besonderes Highlight war eine Woche später der Besuch unserer Osnabrücker Schwestern, mit denen wir einen frohen, festlichen Tag verbrachten. Natürlich stand am Anfang eine Führung durch das neue Kloster. Anschließend feierten wir mit Pfr. Opiéla die Eucharistie und genossen es, eine solch große Gemeinschaft von Schwestern in unserer Klosterkirche zu haben. Zum Mittagessen hatte Sr. Emmanuela die erste Angermunder Klosterpizza gebacken. Neben vielen aufbauenden und köstlichen Gaben brachten unsere Gäste Bilder von Priorin Sr. Eva-Maria Kreimeyer mit, die eine bemerkenswerte Begabung für großformatige, farben- und lebensfrohe Bilder hat. Auf einem davon sind wir vor unserem neuen Kloster zu sehen, andere Bilder schmücken bereits Eingangshalle und Speisesaal.

Da in der Pfarrei St. Agnes gerade das Pfarrheim saniert wird, findet der Kommunionunterricht bei uns statt. Neben der Kirche und vier Gruppenräumen findet der Garten die Begeisterung der "KoKis" (kommunionkinder Anm. d. Red.), die uns eifrig halfen, die vielen Kastanien aufzuheben und zu "entsorgen" – zum Teil mit viel Schwung in unseren Teich … Die KFD kam mit Pastor Oliver Dregger am 4. Oktober zu Eucharistiefeier und Frühstück zu uns. Schnell wurden Plätze nachgedeckt, denn es waren etwa doppelt so viele Frauen (und Männer), wie erwartet.

Besuch aus Kaiserswerth / © Sr. Emmanuela Kohlhaas (privat)
Besuch aus Kaiserswerth / © Sr. Emmanuela Kohlhaas ( privat )

Am 2. November kamen 14 Diakonissen aus Kaiserswerth mit ihrer Leiterin, Pfarrerin Dr. Kathrin Stückrath, zu einem lebendigen Austausch und einem gemeinsamen Mittagessen. Wir verbrachten frohe, aufbauende Stunden miteinander. Erste interne Feste haben wir ebenfalls bereits gefeiert. Den Reigen eröffnete Sr. Benediktas Geburtstag: Unsere Seniorin wurde 84 Jahre jung. Mit erstaunlich jugendlichem Schwung und einem weiten Herzen hat sie noch einmal den Aufbruch gewagt. – Der Besuch unserer Schwestern aus Köln freut uns immer ganz besonders, ist er doch Ausdruck unserer Verbundenheit als "Eine Gemeinschaft an zwei Orten".

Perspektiven

Wir gehen mit vielen Plänen ins neue Jahr. Vorrangig ist auch bei uns die Frage nach erneuerbaren Energien. Es gibt im Kloster noch viel umzubauen und zu sanieren. Wir träumen davon, die große Garagenanlage als Mehrzweckraum, Klosterladen und vielleicht auch Café umzugestalten, kommen doch fast pausenlos Menschen aus dem Wald, die sich vielleicht über eine solche Gelegenheit freuen würden. Außerdem arbeiten wir daran, in Zukunft in größerem Umfang Gäste aufnehmen zu können, bewusst in monastischer Einfachheit. Das wird dauern und kosten; denn wie überall, machen lange Lieferzeiten, gestiegene Preis und fehlende Handwerker uns zu schaffen. Wir hoffen aber all dies bald auf unserer Homepage vorstellen zu können …

Alles erwarten, Gott selbst erwarten!

Ihre / Eure Benediktinerinnen in Angermund