Christliche Minderheit nimmt 100.000 Sudan-Flüchtlinge auf

Auf einen Christen kommen fast sieben Geflüchtete

Die christliche Minderheit in Ost-Tschad hat ein Vielfaches ihrer Mitgliederstärke an Flüchtlingen aus dem Sudan aufgenommen. Seit dem Frühjahr hat sich die katholische Kirche in der Region um mehr als 100.000 Menschen gekümmert.

Gemeindemitglieder im Apostolischen Vikariat Mongo, Tschad (KiN)
Gemeindemitglieder im Apostolischen Vikariat Mongo, Tschad / ( KiN )

Das katholische Hilfswerk "Kirche in Not" berichtete am Montag in München von einem Gebiet in der Größe Frankreichs, auf dem 1,7 Millionen Menschen wohnten, 15.000 davon Christen. Und diese Minderheit habe nun 100.000 Menschen aufgenommen, die vor Kämpfen im Nachbarland geflohen seien. 

Philippe Abbo Chen, Apostolischer Vikar von Mongo/Tschad (KiN)
Philippe Abbo Chen, Apostolischer Vikar von Mongo/Tschad / ( KiN )

Wie der Apostolische Vikar von Mongo, Philippe Abbo Chen, dem Hilfswerk mitteilte, handelt es sich bei den aufgenommenen Flüchtlingen größtenteils um Kinder, alte Menschen und Frauen. "Wir bemühen uns, ihnen mit unseren beschränkten Ressourcen zu helfen, aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt."

Zusammenleben mit muslimischer Mehrheit unterschiedlich

Das Zusammenleben mit der muslimischen Mehrheit zeichnete der katholische Geistliche differenziert. Christen könnten Gottesdienste und Prozessionen feiern. Probleme gebe es aber, wenn ein Muslim zum Christentum konvertiere. Mehrfach hätten Familien Gewalt angewendet, um eine Taufe zu verhindern.

Kapelle im Apostolischen Vikariat Mongo, Tschad (KiN)
Kapelle im Apostolischen Vikariat Mongo, Tschad / ( KiN )

Als problematisch schätzt Chen den Zuzug junger Imame ein, die im Sudan ausgebildet wurden. Diese zeigten eine radikalere Gangart und lehnten eine Zusammenarbeit mit anderen Religionen ab. "Das könnte langfristig zum Problem werden." Dennoch seien vielerorts christliche Geistliche hoch geachtet. Auch ihn selbst hätten Muslime schon mehrfach als Vermittler bei gewalttätigen Auseinandersetzungen angerufen. Die christliche Gemeinde wachse. Die vor zehn Jahren errichtete Kathedrale in Mongo sei bereits zu klein für die vielen Gottesdienstbesucher.

Hintergrund Südsudan

Menschen im Südsudan suchen Schutz in einer Kirche / © Gregor Fischer (dpa)
Menschen im Südsudan suchen Schutz in einer Kirche / © Gregor Fischer ( dpa )

Das afrikanische Land Südsudan erlangte am 9. Juli 2011 seine Unabhängigkeit vom Sudan und wird deswegen auch als "jüngster Staat der Erde" bezeichnet. Hauptstadt ist Juba. Auf einer Fläche von der ungefähren Größe Frankreichs leben rund 10,2 Millionen Menschen. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung liegt bei gerade einmal 18 Jahren. Die Einwohner gehören einer Vielzahl unterschiedlicher Ethnien an; die größte Gruppe stellen mit rund 35 Prozent die Dinka. Anders als im muslimisch geprägten Sudan überwiegen im Südsudan die Christen.

Quelle:
KNA