Christine Lieberknecht will Politik mit christlichem Profil

Thüringens erste "Landesmutter"

Als mögliche "Landesmutter" Thüringens wurde Christine Lieberknecht bereits seit Jahren gehandelt. Am Wochenende machten die Landesparteitage von CDU und SPD der 51-Jährigen nun den Weg an die Spitze des Freistaates frei. Die erste Ministerpräsidentin seit Heide Simonis, eine ordinierte noch dazu.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
 (DR)

Nach dem Rücktritt von Dieter Althaus hatten sich die Thüringer Christdemokraten überraschend schnell und einmütig auf ihre bisherige Sozialministerin geeinigt. Auch mit SPD-Landeschef Christoph Matschie kann Lieberknecht offenbar persönlich gut, wie die Koalitionsverhandlungen zeigten.

Schon der berufliche und persönliche Hintergrund verbindet beide.  Wie Matschie ist Lieberknecht evangelische Theologin. Nach dem Studium in Jena war sie von 1984 bis 1990 im Kirchenkreis ihrer Heimatstadt Weimar im Pastoraldienst. Politisch engagierte sich die zweifache Mutter bereits ab 1981 in der CDU der DDR im Rahmen der Möglichkeiten, die das SED-Regime zuließ.

Vorzeigefrau der CDU im Osten
Im Wendejahr wurde Lieberknecht einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Sie gehörte zu den vier Autoren des "Briefes aus Weimar" vom 10. September 1989. Darin riefen sie den Parteivorstand der DDR-CDU auf, das Bündnis mit der SED aufzukündigen. Im Spätherbst desselben Jahres kam sie in den Parteivorstand der CDU unter dem späteren ersten demokratisch gewählten Ministerpräsidenten der DDR, Lothar de Maiziere. Wie Angela Merkel gehörte sie zu den jungen Vorzeigefrauen der CDU im Osten, blieb außerhalb der neuen Bundesländer anders als die heutige Kanzlerin aber weithin unbekannt.

In der Landespolitik des Freistaats spielte Lieberknecht jedoch seit der Wiedervereinigung in verschiedenen Aufgabenbereichen eine wichtige Rolle. Als Kultusministerin ab 1990 gestaltete sie zwei Jahre das DDR-Schulsystem zu einem für Deutschland neuen zweigliedrigen System aus Gymnasium und Regelschule um. Zudem setzte sie sich für die Einführung des Religionsunterrichts ein. Gegen starke Widerstände verfocht sie die Überprüfung der Lehrerschaft auf kompromittierendes Verhalten zu DDR-Zeiten.

Christliche Maßstäbe und Glaubensüberzeugungen
Von 1992 bis 1994 war Lieberknecht Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, anschließend für Bundesangelegenheiten in der Staatskanzlei. 1999 wurde sie zur Landtagspräsidentin gewählt, bevor sie 2004 die Führung der CDU-Fraktion im Landesparlament übernahm. Im vergangenen Jahr wechselte sie wieder ins Kabinett und wurde Ressortchefin für Soziales, Familie und Gesundheit.

Auf der Bundesebene der Union ist die umtriebige Politikerin als eine der stellvertretenden Vorsitzenden des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU präsent. Nicht nur in diesem Rahmen tritt sie immer wieder für das christliche Menschenbild ein. "Es ist für das Profil unserer Partei schlechthin unverzichtbar und gibt uns im politischen Alltag die notwendige Orientierung. Wir sollten damit offensiver umgehen und gelegentlich auf die Fundamente verweisen", fordert Lieberknecht.

Bereitschaft zum Bekenntnis erwartet sie aber auch über die "C"-Parteien hinaus. Es genüge nicht, wenn viele Abgeordnete ihre Konfession nur in die Handbücher der Parlamente eintragen ließen, sich darüber hinaus aber eher wenig über ihren Glauben äußerten. Gelegentlich sollten sie "auch deutlich machen, wo christliche Maßstäbe und Glaubensüberzeugungen die politische Entscheidung mit beeinflusst haben". Daran wird sie sich nun verstärkt messen lassen müssen.