Christen wollen beim Ökumenischen Kirchentag Zeichen setzen

Nach dem Katholikentag ist vor dem Kirchentag

Mit einem klaren Bekenntnis zu ihrem Glauben wollen evangelische und katholische Christen beim Ökumenischen Kirchentag 2010 in München in die Gesellschaft hineinwirken. Das gemeinsame Kirchentagspräsidium beriet am Dienstag in München über Ziele und Themenschwerpunkte. Unter dem Arbeitstitel "Christsein in der Gesellschaft - Christsein für die Gesellschaft" wollen Protestanten und Katholiken ein öffentliches Zeichen setzen.

 (DR)

Der Kirchentag vom 12. bis 16. Mai 2010 in München solle deutlich sichtbar werden, sagte der evangelische Präsident des Ökumenischen Kirchentags, Eckhard Nagel. Als mögliche Vorschläge für ein biblisches Kirchentagsmotto wurden «Ihr seid das Licht der Welt» und «Suchet der Stadt Bestes» genannt. Eine Entscheidung über das Leitwort soll bei der nächsten Präsidiumssitzung Ende Oktober in Neuendettelsau getroffen werden.

Das Miteinander der Kirchen werde das zentrale Thema des Kirchentags werden, sagte Ellen Ueberschär, Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags. «Wir wollen, dass es nach dem ersten Ökumenischen Kirchentag in Berlin in allen Fragen weitergeht. Und wir wollen alles gemeinsam machen, was wir gemeinsam machen können.» Ausgenommen davon sei jedoch das gemeinsame Abendmahl, so Ueberschär. Der Kirchentag biete die Chance, verstärkt über die ökumenische Zusammenarbeit und das Miteinander der Kirchen nachzudenken.

Die Verantwortlichen betonten, dass das Miteinander von Katholiken und Protestanten stärker wiege als das Trennende. Um der Verantwortung in der Gesellschaft gerecht werden zu können, «müssen wir uns um die Einheit der Christenheit bemühen», heißt es in einem Arbeitspapier zu den Zielen des Kirchentages.

«Wir müssen darüber diskutieren, wie wir uns in einer pluralen Gesellschaft positionieren», unterstrich der Münchner Erzbischof Reinhard Marx bei der zweiten Sitzung des gemeinsamen Präsidiums. Ohne öffentliche Verkündigung des Evangeliums würde der Gesellschaft etwas fehlen.

Die Kontakte des Bistums mit der evangelischen Landeskirche seien sehr vielversprechend und von hohem ökumenischem Respekt gekennzeichnet, so der Erzbischof. Auch der bayerische evangelische Landesbischof Johannes Friedrich sprach von großer Vorfreude und zahlreichen Anfragen zur Vorbereitung und Mitarbeit.

Das Präsidium beschloss, beim Zweiten Ökumenischen Kirchentag wie schon 2003 in Berlin die katholische Einheitsübersetzung und die protestantische Luther-Übersetzung der Bibel gleichberechtigt zu verwenden. Bei Bibelarbeiten könnten zudem auch andere Übersetzungen hinzu gezogen werden.

Im Leitwort für den Kirchentag solle die gesellschaftliche Verantwortung zum Ausdruck kommen und gleichzeitig an der Leitwort des Berliner Kirchentags «Ihr sollt ein Segen sein» angeknüpft werden, hieß es. Neben gesellschaftspolitischen Diskussionen solle der interreligiöse Dialog eine wichtige Rolle einnehmen, kündigte Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) an, die dem Vorstand des Deutschen Evangelischen Kirchentags angehört.

Gastgeber des zweiten Ökumenischen Kirchentages, zu dem das Zentralkomitee der deutschen Katholiken und der Deutsche Evangelische Kirchentag einladen, sind das Erzbistum München und Freising sowie die bayerische evangelische Landeskirche. 2003 hatten mehr als 200.000 Menschen aus allen christlichen Konfessionen zum ersten Mal einen Ökumenischen Kirchentag in Berlin gefeiert.