Christen weltweit starten mit dem Palmsonntag in die Karwoche

Bereitet dem Herrn den Weg

Christen auf der ganzen Welt haben am Palmsonntag den Start der Karwoche begangen. In Köln sagte Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, Christus stecke die Dimensionen dieser heiligen Tage ab: mit seinem "Kommen von oben" und seinem Tod. Gleichsam sei der Herr "ihre Mitte". In Rom fanden die traditionelle Weihe von Palmen- und Ölzweigen sowie die Prozession statt.

Der Palmsonntag erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem / © Robert Boecker (DR)
Der Palmsonntag erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem / © Robert Boecker ( DR )

In seiner Predigt im Kölner Dom erinnerte Erzbischof Meisner an "so genannte Heilsbringer" in der Menschheitsgeschichte, die ihre vermeintlichen Versprecher niemals einlösen konnten. Ältere Menschen seien noch "Heilrufe mit erhobenen Armen" im Gedächtnis. "Wie tief war das Entsetzen!"



"Der Herr ist der Einzige, der von oben kommt und damit außer Konkurrenz ist". Damit rufen wir zu Recht: Hosanna in der Höhe." Die Bewohner Jerusalems vor 2000 Jahren seien seine Nachfolger gewesen. "Und damit unsere Vorläufer: Sie legen ihre Kleider ab." Das Kleid sei das Symbol für die Person selber.



Palmsonntag

Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche, in der Christen an das Sterben Jesu am Kreuz gedenken. Der Palmsonntag erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem, mit dem sein Leidensweg begann. Der Evangelist Matthäus schreibt über den Ritt Jesu auf einem Esel vom Ölberg hinunter in die Stadt: "Viele Menschen breiteten auf dem Weg ihre Kleider aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf die Straße."



Eine wachsende Neigung, die biblischen Berichte über Leiden, Tod und Auferstehung Jesu chronologisch nachzuvollziehen, führte wahrscheinlich bereits im vierten oder fünften Jahrhundert dazu, des Einzugs in Jerusalem in Form einer Prozession zu gedenken. Im elften und zwölften Jahrhundert war die Palmsonntags-Prozession in vielen Teilen des Abendlandes schon Tradition.



Die Liturgie beginnt mit einer Palmweihe; im deutschsprachigen Raum werden fast immer Buchsbaumzweige oder Weidenkätzchenbüschel verwendet. Nach deren Segnung folgt die Palmprozession. Erstmals in der Karwoche wird während des anschließenden Gottesdienstes vom Leiden und Sterben Jesu berichtet.



Papst feiert mit Palmenweihe Beginn der Karwoche

Mit der Weihe von Palmen- und Ölzweigen sowie einer Prozession hat Papst Benedikt XVI. am Sonntag den Beginn der Karwoche gefeiert. Gemeinsam mit Kardinälen und Bischöfen der römischen Kurie zog er mit einem Palmzweig in der Hand vom Obelisken auf dem Petersplatz zum Altar vor dem Petersdom. Dort feierte er die Messe in Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem vor knapp 2.000 Jahren. Unter den rund 50.000 Gläubigen waren viele junge Menschen aus Rom und anderen italienischen Diözesen. Der Palmsonntag wird in der katholischen Kirche seit 1985 auch als Weltjugendtag begangen. Neben den Feiern auf Diözesanebene findet vom kommenden 16. bis 21. August in Madrid ein internationales Jugendtreffen statt.



Zur Palmprozession über den Petersplatz benutzte das 84-jährige Kirchenoberhaupt das Papamobil, das ihn die breiten Stufen zum Petersdom hinauffuhr. In seiner Predigt erinnerte Benedikt XVI. angesichts der aktuellen Katastrophen an die Grenzen des Menschen. Zwar sei es der Menschheit gelungen, zu fliegen oder weltweit zu kommunizieren, doch sei die "Schwerkraft, die uns nach unten zieht", mächtig. "Die Möglichkeiten des Bösen sind geblieben und stehen wie drohende Gewitter über der Geschichte. Auch unsere Grenzen sind geblieben: Denken wir nur an die Katastrophen, die die Menschheit in diesen Monaten heimgesucht haben und heimsuchen", sagte der Papst. Die großen Errungenschaften der Technik seien nur dann Teilelemente des Fortschritts der Menschheit, wenn sie mit der Haltung der Demut verbunden seien. "Wenn unsere Hände sauber, unser Herz rein werden, wenn wir nach der Wahrheit, wenn wir nach Gott selbst suchen".



Die Prozession am Palmsonntag sei ein Abbild dafür, mit Jesus "auf dem Höhenweg zum lebendigen Gott" zu pilgern, sagte Benedikt XVI. Die Kraft des Menschen reiche jedoch nicht aus, um ihn wirklich auf die Gott angemessene Höhe zu bringen. Jesus Christus, der von Gott her auf die Erde herabgestiegen und gekreuzigt worden sei, nehme jedoch den Menschen an die Hand und pilgere mit ihm nach oben.