Christen und Politiker demonstrieren in Bayern gegen rechts

Im Schulterschluss Hass bekämpfen

Ungewöhnliche Allianz am Samstag in Augsburg: Eine Nonne neben Grünen-Politikerin Claudia Roth, dahinter Augsburgs katholischer Bischof Bertram Meier und ringsherum Plakate mit der Aufschrift "Augsburg ist bunt!".

Autor/in:
Christopher Beschnitt
Bertram Meier, Bischof von Augsburg, spricht bei der Demonstration gegen rechts in Augsburg. / © Christopher Beschnitt (KNA)
Bertram Meier, Bischof von Augsburg, spricht bei der Demonstration gegen rechts in Augsburg. / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Um die 25.000 Menschen demonstrierten dort "gegen rechts – für Vielfalt und Demokratie". Zu der Kundgebung aufgerufen hatte der Verein "Bündnis für Menschenwürde Augsburg und Schwaben".

Bischof Meier warb dabei für eine bunte Gesellschaft. "Wir wollen dem Evangelium Jesu Christi trauen", sagte er. "Deshalb erteilen wir allen Versuchen, Spaltung und Misstrauen, Futterneid und Hass zu säen, eine klare Absage." Die katholische Kirche werde sich stets gegen menschenverachtende oder demokratiefeindliche Gruppierungen und Personen einsetzen – "aus welchem Eck auch immer", sagte Meier. "Unsere Gesellschaft ist und bleibt vielfältig und bunt."

Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien, bei der Demonstration gegen rechts in Augsburg. / © Christopher Beschnitt (KNA)
Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien, bei der Demonstration gegen rechts in Augsburg. / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Gegen Pauschalverurteilung

Meier ergänzte, Katholiken seien "für Aufklärung und gegen Vernebelung, für Argumente und gegen Pauschalverurteilung, für Konsens und Problemlösungen, gegen Angst und Aggression". Nur im Schulterschluss mit anderen Gläubigen und Anhängern des Rechtsstaats seien die globalen und nationalen Herausforderungen zu bewältigen. "Denn diese Erde ist unser gemeinsames Haus und jeder, egal, ob Kind oder Greis, Mann oder Frau, queer oder hetero – ausnahmslos jeder Mensch ist hier auf dieser Welt zuhause und hat das Recht auf ein menschenwürdiges Leben!" Dafür erhielt Meier starken Applaus. Einzelne Zwischenrufer forderten "Vormachen!".

Der evangelische Augsburger Regionalbischof Axel Piper fügte an: "Wir lassen uns unser Land nicht kaputtmachen von den Angstmachern und extremistischen Blendern!" Weiter sagte er, die Botschaft von der Menschenfreundlichkeit Gottes sei universell. "Sie durchbricht Standesgrenzen, Herkünfte und Geschlechtergrenzen. Geflüchtete und Menschen mit Migrationsgeschichte gehören genauso dazu wie Alteingesessene, Arme oder Reiche, wie Starke und Schwache, Alte und Junge. Gleichberechtigt. Gleichwertig."

"Seien wir Menschen"

Auch die Grünen-Politikerin und Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die aus Augsburg kommt, trat bei der Demo auf. Roth erinnerte an Worte der Holocaust-Überlebenden Eva Szepesi, wonach die Schoah nicht mit Auschwitz angefangen habe, sondern mit Worten und dem Wegschauen der Gesellschaft. Roth appellierte: "Seien wir Menschen. Es ist nicht wenig. Es ist das Beste, was wir sein und was wir tun können, um den Hass und die Menschenfeindlichkeit zu ersticken!"

Roth stimmte ebenso wie die Nonne neben ihr mit ein, als die Menschenmenge zu singen begann: "Wehrt euch, leistet Widerstand –gegen den Faschismus hier im Land."

Hass widerstehen 

Auch andernorts in Bayern gab es am Samstag Protest gegen rechts mit kirchlicher Unterstützung. So demonstrierten auf dem Nürnberger Kornmarkt laut Polizei etwa 25.000 Menschen unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt – Demokrat*innen gegen rechte Brandstifter". Dabei rief Bayerns evangelischer Landesbischof Christian Kopp dazu auf, dem Hass zu widerstehen. Denn Hass sei das Gegenteil von Nächstenliebe, sagte Kopp als Vorsitzender des Bayerischen Bündnisses für Toleranz. Zu der Demo aufgerufen hatte die Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg.

Quelle:
KNA