Die Bilder rufen Erinnerungen wach: Menschen mit Weihnachtsmannmützen drängen sich durch die Altstadt Bethlehems zum Krippenplatz. Die wiederholten Regenschauer tun der fröhlichen Laune keinen Abbruch.
"Zwei Jahre herrschte Stille, haben wir wegen des Krieges auf das Feiern verzichtet. An diesem Abend ist Bethlehem zurück, um die Lichter am Weihnachtsbaum zu entzünden", sagte Ramzi Khoury, Vorsitzender des Obersten Präsidialkomitees für Kirchenangelegenheiten der palästinensischen Behörde, unter dem Jubel der Versammelten.
"An diesem Abend ist Bethlehem zurück"
Dass die Botschaft des Friedens einmal mehr laut aus Bethlehem verkündet werde, sei auch eine "Botschaft der Standhaftigkeit in unserem Land". "Wir haben die vergangenen Monate hart geprobt", sagt Aram Basil. Er gehört zu den Pfadfindern der Christen syrischer Tradition.
Zusammen mit Vertretern der verschiedenen Pfadfindergruppen der Stadt eröffnen sie die Feiern zum Nikolausabend mit Trommeln und Dudelsäcken, dem für die Stadt so typischen Soundtrack für Weihnachten und andere Feste.
Zwei Jahre Stille
Zwei Jahre lang sei "jede Aktivität zum Erliegen" gekommen. "Jetzt sind wir glücklich, dass die Zeremonie zurück ist in Bethlehem", sagt der 30-Jährige aus Bethlehem. Das Entzünden der Lichter am zentralen Weihnachtsbaum auf dem Krippenplatz ist der volkstümliche Auftakt der Weihnachtsfestivitäten an der Wiege des Christentums.
Über zwei Jahre waren die Straßen Bethlehems verwaist; aber an diesem Abend ist kein Durchkommen. Wer einen Sitzplatz vor der zentralen Bühne haben wollte, musste eine der 7.000 Einlasskarten ergattern.
Früher seien 15.000 Menschen auf den Platz gekommen, sagt ein junger Christ aus Bethlehem, der viele Jahre für die Organisation der Feiern rund um die Weihnachtszeit verantwortlich war. Seinen Namen möchte er nicht nennen. Er verstehe den Wunsch der Stadt, Ordnung und Kontrolle in das Event zu bringen; auf lange Sicht sei dies aber ein Fehler.
Der Abend beginnt mit der palästinensischen Nationalhymne in Dudelsack-Trommel-Version, gefolgt von einer Schweigeminute für "die palästinensischen Märtyrer". "Ich wünsche mir, dass der Friedenskönig den Frieden bringt", sagt Jiries Khoury.
"Dafür muss er aber zuerst in unseren Herzen sein." Die Feier in Bethlehem bringe ihn "zurück in meine Kindheit" sagt der Christ aus dem nordisraelischen Galiläa. Vor allem aber wolle er nach zwei Jahren des Krieges "den Baum wieder leuchten sehen".
Ballons statt Feuerwerk
Zwei Stunden, etliche Rede- und Gesangsbeiträge später ist es soweit: Nach zwei Jahren wird in Bethlehem wieder gefeiert. Vertreter der verschiedenen christlichen Konfessionen versammeln sich zum gemeinsamen Vaterunser auf der Bühne.
Gemeinsam zählen die Versammelten den Countdown. Noch einmal erklingt Jubel, als die Lichter angehen. Statt dem traditionellen Begleitfeuerwerk steigen in dieser Nacht Luftballons in den Himmel; auch das ein Tribut an die weiter prekäre Lage in Gaza und dem Westjordanland. Für ein paar Stunden aber überwog die Festfreude das Leid.