Christen in Asylunterkünften

 (DR)

Menschen, die vor religiöser Verfolgung fliehen, sollen diese nicht auch noch in Deutschland erleben. Ein Massenphänomen? Oder Einzelfälle? Die Union hat bislang keine Hinweise auf eine systematische Diskriminierung christlicher Flüchtlinge in deutschen Flüchtlingsunterkünften. "Wir haben das Gefühl, dass die Gesamtlage komplizierter ist", sagte Heribert Hirte (CDU) am Freitag (03.06.16) nach einem Besuch in einer Berliner Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge.

Den Behörden lägen zwar glaubhafte Berichte über die Diskriminierung einzelner Christen durch muslimische Bewohner oder Wachpersonal vor. Dass dies ein Massenphänomen sei, wie eine kürzlich veröffentlichte Erhebung des Hilfswerks Open Doors nahelegt, wird von Unionspolitikern jedoch bezweifelt. "Der Vorwurf, dass wir uns dieses Problems nicht angenommen hätten, hat uns schon getroffen", sagte Hirte, der einem Kreis der CDU/CSU-Fraktion angehört, der sich um verfolgte Christen weltweit kümmert.

Die Integrationsbeauftragte der Fraktion, Cemile Giousouf, sagte, das neue Integrationsgesetz sehe für Orientierungskurse eine Erhöhung der Stundenzahl von 60 auf 100 Stunden vor. "Es ist gut, dass dann auch mehr Zeit bleibt, um ausführlich über Themen wie Gleichberechtigung und über unser Verständnis von Religionsfreiheit zu sprechen." Außerdem habe man gegenüber den Ländern darauf gedrungen, dass bei der Auswahl der Wachleute für die Unterkünfte künftig darauf geachtet werden, dass nicht alle Mitarbeiter einer Einrichtung der gleichen ethnischen und religiösen Gruppe angehörten.

Bei ihrem Besuch in einer Unterkunft in Berlin-Neukölln hatten Hirte und Giousouf Asylbewerber aus dem Iran und aus Afghanistan getroffen. Die meisten von ihnen waren vom Islam zum Christentum konvertiert. Die neuen Protestanten erklärten einhellig, sie seien von muslimischen Mitbewohnern nie belästigt worden. Ob diese Menschen aus religiöser Überzeugung den Glauben gewechselt hätten oder womöglich, um einen Abschiebungsgrund zu schaffen, könne niemand sagen, erklärte Hirte. (dpa, 03.06.16)