Christen appellieren an katholisch-islamisches Forum in Rom

Religionswechsel als Grundrecht

Fragen von Menschenwürde und Menschenrechten standen im Mittelpunkt des zweiten Arbeitstages des katholisch-islamischen Forums am Mittwoch im Vatikan. Sonst drang bislang wenig über den Inhalt der Beratungen nach Außen. Unterdessen forderten Christen aus mehrheitlich muslimischen Ländern das Forum auf, sich für ihre Rechte in islamischen Welt Ländern einzusetzen.

 (DR)

Unter dem Thema "Gottesliebe - Nächstenliebe" beraten je 29 Vertreter beider Religionen über die gesellschaftlichen Konsequenzen, die religiöse Menschen aus ihrem Glauben ziehen sollen.

Ein Katholik und ein Muslim hatten zu Beginn der Beratung ein kurzes Einführungsreferat in das Tagesthema gegeben. Die dreitägige Konferenz endet am Donnerstagnachmittag mit einer öffentlichen Sitzung, bei der ein gemeinsames Schlussdokument vorgestellt werden soll.

Ursprung in einem Briefwechsel
Bislang drang wenig über den Inhalt der Beratungen nach Außen. Allerdings schien die Stimmung unter den Teilnehmern gelöst zu sein.

Das katholisch-islamische Forum geht auf den Briefwechsel von 138 muslimischen Intellektuellen mit Papst Benedikt XVI. vom Herbst 2007 zurück. Im Anschluss an die Regensburger Rede des Papstes und die Erregung in Teilen der islamischen Welt hatten sie zu einem besonnenen und ernsthaften Dialog aufgerufen.

Dialog-Gipfel soll für Christen in islamischer Welt eintreten
144 Christen aus mehrheitlich muslimischen Ländern haben das im Vatikan tagende katholisch-islamische Forum aufgefordert, die Christen in den islamischen Welt nicht zu vergessen. Die Konferenz solle dafür eintreten, dass das islamische Gesetz nicht auf Nicht-Muslime angewandt wird, und dass der Religionswechsel als Grundrecht anerkannt wird, heißt es in dem Aufruf.

Zudem solle der Status der "Dschimmi" abgeschafft werden, der Christen in islamischen Ländern zu "schutzbefohlenen" Bürgern zweiter Klasse macht. Über das im Internet veröffentlichte Schreiben aus dem algerischen Raum berichtete der Pressedienst asianews am Mittwoch.

Die 144 Unterzeichner, darunter 77 konvertierte Muslime aus unterschiedlichen Ländern Nordafrikas und dem Nahen Osten, würdigen das Schreiben und die Dialog-Initiative der 138 islamischen Intellektuellen. Zudem verweisen sie auf einige Verbesserungen der vergangenen Jahre. Dennoch sei insbesondere der Status der "Dschimmi" unerträglich und würde durch den wachsenden militanten Islamismus noch verschärft. Neu-Christen oder Konvertiten hätten kein Recht auf ein freies Religionsbekenntnis und müssten wegen des Vorwurf des Glaubensabfalls sogar fliehen und ins Exil gehen.