Cholera erfasst alle Provinzen Simbabwes - Druck auf Präsident Mugabe wächst

60.000 Fälle

Mit der Ausbreitung der Cholera-Epidemie in Simbabwe wächst der Druck auf Staatspräsident Robert Mugabe. Der kenianische Premier Raila Odinga forderte am Sonntag eine afrikanische Eingreiftruppe, um die Mugabe-Herrschaft zu beenden. UNICEF befürchtet, die Zahl der Cholera-Kranken könnte auf biszu 60.000 steigen.

 (DR)

Bisher sind es nach offiziellen Schätzungen 12.700, von denen knapp 600 starben. Weil das Gesundheitswesen in Simbabwe wegen der wirtschaftlichen und politischen Krise zusammengebrochen ist, können viele Kranke nicht versorgt werden.

Auch eine Gruppe von ehemaligen Staatsmännern um den früheren UN-Generalsekretär Kofi Annan erklärte, Mugabe könne sein Land nicht aus der Krise führen. Der frühere US-Präsident Jimmy Carter sagte, Mugabe brauche dringend eine funktionsfähige Regierung. Die Ehefrau von Nelson Mandela, Graça Machel, beklagte, die Regierenden in Simbabwe begriffen das Leiden der Menschen nicht oder es lasse sie gleichgültig. Mugabe hatte Annan, Carter und Machel Ende November eine Einreise-Erlaubnis verweigert.

Kenias Premier Odinga verlangte eine Sondersitzung der Afrikanischen Union zu Simbabwe und eine Untersuchung des Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gegen Mugabe wegen möglicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Odinga kritisierte die Zurückhaltung vieler afrikanischer Politiker gegenüber der Krise in Simbabwe. Die Teilnahme am Befreiungskrieg gebe einem Staatschef nicht das Recht, den Besitz eines Landes zu beanspruchen.

Der britische Premier Gordon Brown sagte, die Welt müsse Mugabe klar sagen, dass er gehen müsse. Auch der anglikanische Erzbischof von York, John Sentamu, forderte am Sonntag, Mugabe von der Macht zu vertreiben und vor dem Strafgerichtshof in Den Haag anzuklagen. Der frühere südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu hatte dazu aufgerufen, Mugabe notfalls mit Gewalt, zu stürzen.

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Günter Nooke (CDU), drängte die Staatengemeinschaft zu mehr Engagement. «Ich glaube, dass Simbabwe ganz oben auf die Tagesordnung der internationalen Politik gehört», sagte Nooke in einem epd-Gespräch in Frankfurt am Main. Wegen massiver Menschenrechtsverletzungen in riesigem Umfang sei Handeln geboten. So könnte der UN-Menschenrechtsrat erwägen, sich mit Simbabwe zu befassen.

Die Situation in Simbabwe werde seit Jahren immer katastrophaler, sagte Nooke. Zu den auch von US-Außenministerin Condoleezza Rice geäußerten Rücktrittsforderungen gegen Mugabe äußerte er sich nur indirekt. Zuerst müsse humanitäre Hilfe geleistet werden, dann müsse langsam die Handlungsfähigkeit von Simbabwes Regierung wiederhergestellt werden: »Ich glaube, das lässt sich mit Mugabe nicht machen.«

Nach Angaben von »Ärzte ohne Grenzen« hat die Cholera inzwischen alle Provinzen in Simbabwe erreicht. Koordinator Markus Bachmann warnte im Deutschlandfunk vor einem Übergreifen der Epidemie auf Nachbarländer. Der Brechdurchfall werde insbesondere durch verunreinigtes Trinkwasser übertragen und könne sich gerade dort ausbreiten, wo viele Menschen, etwa Flüchtlinge, auf engem Raum zusammenleben.

Laut UNICEF ist die Dunkelziffer der Cholera-Kranken und -Toten sehr hoch. Viele Kranke gingen nicht mehr in Kliniken, weil es dort keine Medikamente gebe. Oxfam wies darauf hin, dass ein großer Teil der Bevölkerung bereits durch HIV und Unterernährung geschwächt ist. Hygiene sei kaum zu gewährleisten, da die Wasserversorgung immer maroder werde.