Chinesischer Bischof erneut verhaftet - diesmal wegen Papst-Briefs

Peking bleibt religionsfeindlich

In einem Aufsehen erregenden Brief richtete sich Papst Benedikt XVI. Ende Juni an Chinas Katholiken und Regierende. Seine zentrale Forderung: volle Religionsfreiheit für Chinas Katholiken. Aber auch ein Jahr vor Olympia scheint das Kirchenoberhaupt in Peking damit auf taube Ohren zu stoßen. Ein chinesischer Bischof wurde nun wegen des Papst-Schreibens verhaftet.

 (DR)

Bischof wollte Papstbrief verbreiten
Der chinesische Untergrundbischof Julius Jia Zhiguo ist erneut verhaftet worden. Der 73-jährige Bischof von Zhengding in der nördlichen Provinz Hebei sei am Donnerstag von Polizei und Vertretern des Büros für Religionsangelegenheiten abgeholt und an einen unbekannten Ort gebracht worden, berichtete die im US-amerikanischen Stamford (Connecticut) ansässige Kardinal-Kung-Stiftung.

Die Festnahme steht nach Angaben des römischen Pressedienstes asianews in Zusammenhang mit einem Versuch des Bischofs, den Brief Papst Benedikt XVI. an Chinas Katholiken in seinem Bistum zu verbreiten. Demnach plante der Bischof mehrere Katholikentreffen, um den Inhalt des Schreibens vorzustellen und zu erläutern. Der Brief, den der Vatikan am 30. Juni veröffentlichte, verlangt unter anderem volle Religionsfreiheit für Katholiken in China und prangert die staatliche Einmischung in kirchliche Angelegenheiten an.

Keine offiziellen Stellungnahmen
Peking hielt sich bislang mit offiziellen Stellungnahmen zu dem Schreiben zurück. Stattdessen sperrte die regierungsnahe "Patriotische Vereinigung" von Katholiken laut asianews verschiedene Internetseiten, die den Papst-Brief dokumentierten. Auch dessen anderweitige Verbreitung in Kopien oder per Fax sei behindert worden. Zudem habe der Staat Repressalien gegen die Kirche verstärkt.

Jia hat laut Kardinal-Kung-Stiftung insgesamt bereits rund 20 Jahre im Gefängnis und die Zwischenzeit unter strenger staatlicher Aufsicht verbracht. Allein seit 2004 sei er nun zehn Mal verhaftet worden, zuletzt im Juni. Nach Informationen der Stiftung befinden sich derzeit mindestens 5 katholische Bischöfe und mindestens 15 Priester in Haft; weitere Geistliche stünden unter Hausarrest.

"Olympia 2008 in Peking absagen"
Die exilchinesische Organisation aus den USA forderte das Internationale Olympische Komitee erneut auf, die Spiele in Peking 2008 abzusagen. Die Menschenrechtsverletzungen im Land seien allzu offensichtlich und stünden in krassem Gegensatz zum olympischen Geist. Ende Juli waren vier katholische Priester verhaftet worden. Sie sollen sich geweigert haben, der Katholischen Patriotischen Vereinigung beizutreten, die von den Behörden kontrolliert wird.

Geschätzte 13 Millionen von etwa 1,3 Milliarden Einwohnern Chinas sind Katholiken. Neben der regimenahen und staatlich zugelassenen Patriotischen Vereinigung gibt es Christen, die eine größere Distanz zu den Behörden halten. Gegen Mitglieder dieser auch als Untergrundkirche bezeichneten Gruppierung kommt es immer wieder zu staatlichen Sanktionen.