Chilenische Laien fordern Rücktritt von Bischof

Wechsel an der Spitze?

Nach Bekanntwerden von Missbrauchsfällen im südamerikanischen Chile fordern die Laien im Land nun den Rücktritt des Erzbischof der Hauptstadtdiözese Santiago.

Protestaktion zum Missbrauchsskandal in Chile / © Francisco Castillo (dpa)
Protestaktion zum Missbrauchsskandal in Chile / © Francisco Castillo ( dpa )

In Chile hat die Laien-Organisation im Bistum Osorno den Rücktritt von Kardinal Ricardo Ezzati (76) als Erzbischof der Hauptstadtdiözese Santiago gefordert. Ein derart umstrittener Erzbischof, der so viel Autorität verloren habe, könne nicht weiter an der Spitze einer Diözese mit mehr als sechs Millionen Gläubigen stehen, zitierte die Tageszeitung "La Tercera" am Montag Juan Carlos Claret, den Sprecher der Laien-Organisation. Ein Rücktritt Ezzatis habe nun Priorität, so Claret weiter.

Suspendierung nach Selbstbelastung

In der vergangenen Woche war der Ex-Kanzler des Erzbistums Santiago, Oscar Munoz Toledo (56), festgenommen worden. Wie chilenische Medien berichten, wird ihm sexueller Missbrauch in mehreren Fällen vorgeworfen. Die Opfer sollen zwischen 11 und 17 Jahre alt sein.

Munoz war Anfang 2018 vom Erzbistum suspendiert worden, nachdem er sich zwei Wochen vor dem Besuch von Papst Franziskus in Chile selbst beschuldigt hatte.

Santiagos Erzbischof signalisiert Aufklärungswillen

Santiagos Erzbischof Ezzati erklärte in einer Stellungnahme, die Justiz habe nun das letzte Wort. Er solidarisiere sich mit den Opfern und fühle großen Schmerz für Munoz, seine Familie und die Opfer, so der Kardinal. Das Erzbistum wolle mit der Justiz zusammenarbeiten.

Laien für die Absetzung des Bischofs

Chiles Kirche wird von einem Missbrauchsskandal erschüttert, der seit Monaten für Schlagzeilen sorgt. Im Brennpunkt steht der inzwischen 87-jährige charismatische Priester Fernando Karadima, der 2011 wegen sexueller Vergehen verurteilt wurde. Aus seinem Kreis gingen mehrere Bischöfe hervor, unter ihnen auch Juan Barros von Osorno, der von Opfern Karadimas der Mitwisserschaft beschuldigt wird. Die Laien-Organisation von Osorno kämpfte mehrere Jahre für eine Absetzung des Bischofs.

Papst Franziskus um Aufklärung bemüht

Papst Franziskus hatte zur Klärung der Vorwürfe eigens die gesamte Chilenische Bischofskonferenz in den Vatikan gebeten.

Inzwischen nahm Franziskus neben dem Rücktritt von Barros vier weitere Rücktrittsgesuche von Bischöfen an.


Quelle:
KNA
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