CDU-Sozialausschüsse wollen Laumann als Merz-Stellvertreter

Sozialkatholik mit Bodenhaftung

Karl-Josef Laumann ist nicht nur in der CDU hoch angesehen. Er war der erste Spitzenbeamte in der Bundesrepublik mit Hauptschulabschluss. Nach dem Willen des CDU-Arbeitnehmerflügels soll er Stellvertreter von Friedrich Merz werden.

Autor/in:
Von Christoph Arens
Hat ein differenziertes Bild von Familie: Karl-Josef Laumann / © Jonas Güttler (dpa)
Hat ein differenziertes Bild von Familie: Karl-Josef Laumann / © Jonas Güttler ( dpa )

Bodenständig, realitätsnah und auf Ausgleich bedacht: Wenn Karl-Josef Laumann (CDU) mit kräftiger Stimme und in einfachen
Worten über die Krankenhausreform, den Arbeitsmarkt, Pflege und Sozialpolitik referiert, spricht kein smarter Politikfunktionär. Dann ist der westfälische Dialekt unüberhörbar.

Soziales Gewissen der Partei

Geht es nach dem Willen des Arbeitnehmerflügels in der CDU, dann soll der NRW-Arbeits- und Gesundheitsminister beim nächsten CDU-Parteitag im Mai zu einem der Stellvertreter von Parteichef Friedrich Merz werden und damit das soziale Gewissen der Partei verkörpern. 

Friedrich Merz / © Daniel Karmann (dpa)
Friedrich Merz / © Daniel Karmann ( dpa )

Der Vorstand der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) nominierte seinen Vorsitzenden am Samstag für dieses Amt. "Wir wollen, dass die sozialen Themen mehr Gehör in der CDU finden. Es braucht eine stärkere Stimme für soziale Gerechtigkeit, für mehr Mitbestimmung und für die Anliegen der arbeitenden Bevölkerung", unterstrich die CDA.

Der 66-jährige Laumann war in den vergangenen zwei Jahrzehnten in vielen Partei- und Regierungsämtern aktiv: Von 1990 bis 2005 gehörte er dem Bundestag an. Von 2005 bis 2010 war er bereits einmal NRW-Landesminister für Arbeit, Gesundheit und Soziales. Seit 2017 hat er das Amt wieder inne. 

Ohne akademische Qualifikation

Von 2010 bis 2013 war der gelernte Schlosser Chef der CDU-Landtagsfraktion, von 2014 bis 2017 Patientenbeauftragter der Bundesregierung - und damit der erste Spitzenbeamte in der Geschichte der Bundesrepublik, der mit einem Hauptschulabschluss und ohne akademische Qualifikation zum verbeamteten Staatssekretär auf Bundesebene vereidigt wurde.

Seit 2005 steht der Münsterländer auch an der Spitze der CDU-Sozialausschüsse. Er fühlt sich dem christlichen Menschenbild und
der kirchlichen Soziallehre verpflichtet. Als puristischer Vertreter von Arbeitnehmerinteressen allerdings versteht er sich nicht: Eher
als Vermittler zwischen sozialem und wirtschaftsnahem Flügel seiner Partei. 

Die Union, erläuterte Laumann einmal in seiner bildlichen Sprache, sei wie ein Vogel mit zwei großen Flügeln. "Dieser Vogel kommt nur vom Boden, wenn beide Flügel kräftig schlagen."

"Der hat unheimich an sich gearbeitet"

Vermitteln und integrieren hat der Vater von drei Kindern auch als langjähriger Kommunalpolitiker, Betriebsrat und Mitglied der
Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) gelernt. Laumann, der 1957 auf einem Bauernhof in Riesenbeck geboren wurde, trat früh in die IG Metall ein, arbeitete in einer heimischen Landmaschinenfabrik und war Betriebsrat des Unternehmens mit 500 Mitarbeitern. "Der hat unheimlich an sich gearbeitet", sagen Leute, die ihn kennen.

Kolping-Tag / © Kolping (Kolping)
Kolping-Tag / © Kolping ( Kolping )

Auch die "katholische Karriere" spiegelt Heimatverbundenheit wieder: Messdiener, kirchliche Jugendarbeit, Mitgliedschaft in KAB und Kolping. Dieses Engagement sieht Laumann auch als Möglichkeit, den Menschen in seiner Region verbunden zu bleiben.

Wie die Menschen in seinem Wahlkreis ticken, erfährt Laumann nach eigenem Bekunden durch viele Briefe, aber auch durch Begegnungen nach der Sonntagsmesse und im heimischen Wohnzimmer. Zuletzt hat sich Laumann als Verhandlungspartner und als Gegenspieler von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bei der Krankenhausreform profiliert. Die Krankenhausplanung müsse Sache der Länder bleiben, betonte er.

Überparteiliche Zustimmung

Klare Kante gegenüber Lauterbach zeigte er jüngst beim Streit um die Freigabe von Cannabis. "Die wollen Cannabis nur freigeben, damit alle kiffen & keiner mehr merkt, wie schlecht die Ampel ist. Von mir ein klares NEIN", erklärte er.

Karl Lauterbach, Bundesminister für Gesundheit / © Hannibal Hanschke/Reuters/Pool (dpa)
Karl Lauterbach, Bundesminister für Gesundheit / © Hannibal Hanschke/Reuters/Pool ( dpa )

Überparteiliche Zustimmung erhielt der CDU-Politiker im Herbst für seine Äußerungen zur Migrationspolitik in der aufgeheizten Asyl-Debatte. Laumann hatte damals besonnen auf die Äußerungen von CDU-Parteichef Friedrich Merz reagiert, abgelehnte Asylbewerber ließen sich in Deutschland die Zähne machen und nähmen so Deutschen beim Zahnarzt die Termine weg. 

"Also, es ist so, dass wir schon eine Überforderung der Systeme haben", sagt der Gesundheitsminister in umständlichen, aber eindrücklichen Sätzen.

Aber was "ganz konkret die Zahnärzte angeht, ist es nicht so, dass ich Ihnen jetzt sagen kann, dass wir da ein großes Problem haben". Auch so könne Politik sein, hieß es damals auch aus dem Mund von Grünen-Politikern.

Programmkommission: Christliches Menschenbild Kern der CDU

Das christliche Menschenbild soll nach dem Willen der CDU-Programm- und Grundsatzkommission auch weiter Grundlage der Partei bleiben. Das geht aus einer in Berlin von der Kommission beschlossenen "Grundwertecharta" zum vierten Grundsatzprogramm hervor. Sie soll das Fundament für die Arbeit von zehn Fachkommissionen bilden, die in den kommenden eineinhalb Jahren das Programm ausarbeiten. Es soll Anfang 2024 verabschiedet werden.

CDU-Logo / © Hendrik Schmidt (dpa)
CDU-Logo / © Hendrik Schmidt ( dpa )


 

Quelle:
KNA