Caritas zu Leitkultur-Debatte

"Vielfalt akzeptieren"

Für Caritaspräsident Peter Neher ist der von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) wiederbelebte Begriff der Leitkultur "wenig hilfreich". Dessen Leitsätze griffen zu kurz, schreibt Neher in einem Gastbeitrag für den Fachdienst "epd sozial".

Caritaspräsident Dr. Peter Neher (DR)
Caritaspräsident Dr. Peter Neher / ( DR )

De Maizière hatte in einem Zehn-Punkte-Katalog unter anderem soziale Gewohnheiten der Deutschen hervorgehoben, die Ausdruck einer bestimmten Haltung seien, wie etwa den Händedruck zur Begrüßung. Neher kritisiert, der Minister verliere sich dabei im "Klein-Klein" allgemeingültiger Benimm-Regeln.

Neher verweist darauf, dass Zuwanderung "die ganze Gesellschaft verändert, die sich aber stets auf bestimmte unverhandelbare Grundlagen stützt". Die Gleichberechtigung von Mann und Frau, eine plurale Gesellschaft und der Dialog der Kulturen und Religionen gehörten dazu, betont der Prälat. In einer vielfältigen Gesellschaft sei es unabdingbar, sich des eigenen kulturellen und religiösen Hintergrunds bewusst zu sein, eigene Sichtweisen argumentativ zu begründen und die Bereitschaft zu zeigen, Vorurteile abzubauen.

Debatten mitgestalten

Dazu wolle auch die Caritas mit ihrer aktuellen Jahreskampagne "Zusammen sind wir Heimat" beitragen. Ziel sei es, die Debatten rund um die Integration von Menschen mitzugestalten. So würden Beispiele gelungener Integration vorgestellt, Forderungen formuliert und Vorschläge gemacht, wie das Zusammenleben gelingen könne.

"Differenzen und Konflikte sind dabei unvermeidlich. Es gilt, sie auf Basis der freiheitlich-demokratischen Grundordnung auszutragen", betont Neher, der seit 2003 Chef des Caritasverbandes ist.

Bereitschaft zur Öffnung

Wenn es um Integration gehe, stünden immer auch Fragen der Zugehörigkeit im Raum. "Es wäre aber irreführend, wenn man davon ausginge, dass diese Fragen nur diejenigen betreffen, die in der Fremde angekommen sind und nach neuen Orten der Heimat suchen", ist der Präsident überzeugt. Auch die einheimische Bevölkerung müsse bereit sein, sich zu öffnen und die Fremden aufzunehmen.

Integration bedeutet für Neher stets mehr als Anpassung an eine vermeintlich vorgegebene Situation: "Letztlich geht es um die Akzeptanz von Vielfalt, die in Respekt miteinander gelebt werden muss." Neher betont: "Integration ist stets ein gemeinsamer Prozess, der allen Seiten etwas abverlangt, aber auch bereichernd sein kann."

Zuwanderer würden Teil des gesellschaftlichen Zusammenlebens, brächten eigene Sichtweisen ein und hinterfragten scheinbare Selbstverständlichkeiten. Diskussionen über Leitkultur vernachlässigten allerdings oft, dass es sich bei Kultur um nichts Statisches handelt: "Kulturen verändern sich kontinuierlich", betont Neher.


Quelle:
epd