Caritas streitet über Mindestlohn in der Pflege - Generalsekretär Cremer im domradio

"Zahlen mehr als Mindestlohn"

In der Caritas wird offenbar über die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes für die Pflegebranche gestritten. Caritas-Präsident Peter Neher distanzierte sich am Freitag von der ablehnenden Haltung des Arbeitgeberverbandes der katholischen Wohlfahrtspflege. Ähnlich äußerte sich im domradio der Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes, Prof. Georg Cremer.

 (DR)

"Zur Frage eines Mindestlohns in der Pflege hat sich die Caritas noch nicht abschließend positioniert", so Neher. Verschiedene Pflegeverbände und die Gewerkschaft ver.di haben am 31. März beim Bundesarbeitsministerium die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes beantragt.

Daraufhin erklärten die Arbeitgeberverbände von Caritas und Diakonie in einer gemeinsamen Mitteilung am Donnerstag, dass sie dies ablehnen. Die beiden Verbände, die Arbeitsgemeinschaft caritativer Unternehmen und der Verband diakonischer Dienstgeber in Deutschland, vertreten nach eigenen Angaben die Interessen ihrer Mitglieder mit mehr als 430.000 Beschäftigten.

Kritik von Linken und SPD
Neher kommentierte den Vorstoß mit den Worten: "Die Meinung der Arbeitsgemeinschaft stellt einen Beitrag innerhalb des Meinungsbildungsprozesses in der Caritas dar. Sie ist keinesfalls als Caritas-Meinung zu verstehen", sagte er am Freitag und fügte hinzu: "In den Pflegeeinrichtungen der Caritas werden den Pflegekräften Löhne gezahlt, die weit oberhalb aller derzeit diskutierten Mindestlöhne liegen."

Bundespolitiker von SPD und Linken haben am Donnerstag auf die Ablehnung eines gesetzlichen Mindestlohnes durch die kirchlichen Unternehmensverbände empört reagiert. Die Abgeordnete und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft 60 plus der SPD, Angelika Graf, sagte, sie sei über diese Haltung aus Kirchenkreisen "entsetzt". Ilja Seifert von der Linken-Fraktion sagte, es sei "beschämend, dass Organisationen wie Caritas und Diakonie, die immer die Menschenwürde im Munde führen, so mit ihren Beschäftigten umgehen".