Caritas plädiert im EU-Streit um Migration gegen Abschottung

Ziele "mit Zuckerbrot und Peitsche" durchgesetzt

Im Streit der EU um den Kurs ihrer Migrationspolitik hat sich Caritas Europa gegen Zäune und Abschiebungen ausgesprochen. Die Union müsse Menschenrechte und Menschenwürde in den Mittelpunkt rücken.

Symbolbild Abschiebung / © FTiare (shutterstock)

Ihre bisherigen Maßnahmen würden das Leben von Menschen gefährden und zu Pushbacks und Gewalt innerhalb der EU und an ihren Außengrenzen führen, erklärte die Generalsekretärin des Dachverbands katholischer Caritas-Organisationen, Maria Nyman, am Donnerstag in Brüssel.

Migranten leisten unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft

Kritik übte Nyman an europäischen Staats- und Regierungschefs, die ihre Aufmerksamkeit darauf richteten, "wie die Ankunft von Migranten in Europa verhindert und ihre Rückkehr beschleunigt werden kann". Stattdessen brauche es eine bessere Asylpolitik in Europa. Migranten leisteten einen unverzichtbaren Beitrag für die europäische Gesellschaft und Wirtschaft, betonte die Caritas-Generalsekretärin.

Österreich und Italien wollen härtere Flüchtlingspolitik

Unter anderem der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer hatte vor dem EU-Sondergipfel am Donnerstag und Freitag eine stärkere Abschottung gegen Migranten gefordert. Auch Italiens neue ultrarechte Regierungschefin Giorgia Meloni vertritt eine härtere Politik gegenüber Flüchtlingen und Zuwanderern. Innerhalb des EU-Parlaments plädiert der Vorsitzende der konservativen EVP, Manfred Weber (CSU), für EU-finanzierte Grenzzäune und eine teilweise Auslagerung von Asylverfahren in Drittstaaten.

Ziele der EU würden mit "mit Zuckerbrot und Peitsche" durchgesetzt

Mit Blick auf die Beziehungen zu Nicht-EU-Ländern verlangte die Caritas-Generalsekretärin, auch die Interessen und Bedürfnisse der Partner zu berücksichtigen, statt zuwanderungspolitische Ziele der EU "mit Zuckerbrot und Peitsche durchzusetzen". Entwicklungshilfe dürfe nicht als Mittel gegen Migration instrumentalisiert werden; sie müsse vielmehr dazu dienen, Armut und Ungleichheit in wirtschaftlich schwachen Ländern zu verringern, erklärte Nyman.

Caritas Deutschland

Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der größte Wohlfahrtsverband Europas. Die Dachorganisation katholischer Sozialeinrichtungen setzt sich für Menschen in Not ein. Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas zudem der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Der Begriff "caritas" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Nächstenliebe. Sitz des 1897 gegründeten Verbands ist Freiburg. Wichtige Bedeutung haben die Büros in Berlin und Brüssel.

Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus (KNA)
Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus ( KNA )
Quelle:
KNA