Caritas lehnt Pläne für freiwilligen Zivildienst ab

"Nicht sinnvoll"

Die Pläne von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder für einen "bundesweiten freiwilligen Zivildienst" stoßen auf deutlichen Widerspruch bei Wohlfahrtsverbänden. Der Deutsche Caritasverband nannte das Vorhaben am Dienstag in Berlin "nicht sinnvoll" und forderte einen Ausbau der bestehenden Freiwilligendienste.

 (DR)

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) begrüßte den Vorstoß der Ministerin im Grundsatz, warnte aber auch vor einem «staatlich gesteuerten Freiwilligendienst». Ähnlich hatte sich zuvor das Diakonische Werk geäußert.

Caritas-Präsident Peter Neher nannte die Überlegungen Schröders überraschend. Es sei nicht sinnvoll, neben den organisatorisch eingespielten Jugendfreiwilligendiensten staatliche Zivildienst-Strukturen «als unnötige Parallelstruktur auszubauen». Neher forderte, im Falle einer Aussetzung des Wehrdienstes, die das Ende des Zivildienstes bedeuten würde, die seit Jahren bewährten Freiwilligendienste auszubauen.

Neher: Freiwilliges Soziales Jahr bewährt
Der Prälat verwies darauf, das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) habe sich in seiner Struktur und seinem Charakter als Lerndienst bewährt, funktioniere gut und sei erfolgreich. Jährlich engagierten sich rund 37.000 junge Frauen und Männer in verschiedenen sozialen Arbeitsbereichen. Die Nachfrage nach FSJ-Plätzen übersteige das Angebot bei weitem. Deshalb seien Investitionen notwendig, für die die Politik die frei werdenden Gelder aus dem Ende des Zivildienstes nutzen könne. Diese Forderung stellten die FSJ-Träger seit langem. Sie könnten mit den Zivildienst-Mitteln das Platzangebot auch kurzfristig auf 60.000 Stellen ausweiten. Neher drängte auf zeitnahe Gespräche mit allen Akteuren.

Das DRK bewertete Schröders Konzept als Chance, dass mehr junge Männer und Frauen «in soziale Berufe hineinschnuppern» könnten. Es dürfe aber keinen staatlich gesteuerten Freiwilligendienst geben. So müsse die Verantwortung, Durchführung und Verwaltung für freiwilliges Engagement bei den Trägern aus der Zivilgesellschaft, zu denen die Verbände zählen, bleiben. Das DRK hatte nach seinen Angaben dem Ministerium bereits im Vorfeld die Einrichtung von 5.000 neuen FSJ-Stellen angeboten.
Derweil betonte die Ministerin, sie sehe keine Chance, an Stelle des Zivildienstes einen verpflichtenden Sozialdienst für junge Leute einzuführen. Sie finde die Idee zwar «sympathisch»; für diesen Eingriff in die Freiheit der jungen Menschen gebe es nach einem Aussetzen der Wehrpflicht aber keinen gewichtigen Grund, sagte sie am Dienstag im Südwestrundfunk (SWR). Sie sehe auch verfassungsrechtliche Bedenken.

Am Montag hatte die Ministerin für den Fall des Wegfalls der Wehrpflicht und des damit verbundenen Aus für den Zivildienst einen «bundesweiten freiwilligen Zivildienst» angekündigt. Ihn sollten künftig auch Frauen und Ältere leisten können. Nach Einschätzung Schröders braucht es mindestens 35.000 Freiwillige pro Jahr, um funktionierende Strukturen für den neuen Freiwilligendienst zu erreichen.