Caritas: Lebensmittelausgabe alleine genügt nicht gegen Armut

Tafeln in der Kritik

Tafeln verteilen als gemeinnützige Organisationen qualitativ einwandfreie Lebensmittel, die der Handel nicht mehr braucht, an Bedürftige. Die erste Tafel wurde Anfang der 90er Jahre in Berlin gegründet. Inzwischen gibt es bundesweit rund 800 Initiativen. Der Caritasverband hat die Arbeit der Tafelbewegung nun kritisiert.

 (DR)

Ihr Ansatz sei falsch, weil die Tafeln versuchten, die Armut zu lindern, nicht aber ihre Ursachen zu bekämpfen, sagte der Referatsleiter beim Deutschen Caritasverband, Markus Günter, den "Stuttgarter Nachrichten". Die Tafeln seien aus Sicht der Caritas "ein Rückschritt, weil sie auf Alimentation und nicht auf Bekämpfung der Armut setzen".

Die Zeitung zitierte aus einem aktuellen Beschluss des Caritasvorstandes, in dem es heißt: "Die Ausgabe von Lebensmitteln allein ist nicht geeignet, die individuellen oder strukturellen Ursachen von Armut zu bekämpfen." Ihr Einsatz helfe zwar, eine Notsituation zu überbrücken, führe aber nicht aus der Not heraus.  Deswegen müssten "Lebensmittelläden mit befähigenden Elementen gekoppelt sein". Dazu gehörten Hinweise auf Rechte und Ansprüche Betroffener, sowie eine Verknüpfung mit Beratungs- und Hilfsangeboten.

"Tafeln geben nicht Würde zurück"
Kritik an der Tafelbewegung übte auch der Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (NAK), Diakoniepfarrer Wolfgang Gern. "Tafeln helfen Hartz-IV-Empfängern etwas aus ihrer unmittelbaren finanziellen Misere, sie geben ihnen aber nicht ihre Würde zurück", sagte Gern dem Blatt. "Wer gezwungen ist, als Bittsteller aufzutreten, muss sich als Mensch zweiter Klasse fühlen." Jede dieser Tafeln zeige, dass die wachsende Armut in unserem reichen Land ein Skandal sei.

Tafeln seien kein geeignetes Instrument, Armut strukturell zu bekämpfen, sagte der NAK-Sprecher. "Wer Armut überwinden will, muss langfristig zum sozialen Ausgleich beitragen." In der Diakonie sei die Tafelarbeit eingebettet in ein Netz von Hilfs- und Beratungsangeboten.