Caritas fordert höhere Hartz-IV-Sätze für Kinder

Mehr tun gegen Kinderarmut

Zur Bekämpfung von Kinderarmut hat der Deutsche Caritasverband eine Anhebung der Hartz-IV-Regelsätze für Kinder sowie eine Neuordnung des Kinderzuschlags gefordert. Das Gesamtpaket koste den Bund 2,7 Milliarden Euro im Jahr, sagte Caritas-Präsident Peter Neher am Dienstag in Berlin. Kindern aus armen Familien müssten Perspektiven und Chancen auf ein eigenständiges Leben ermöglicht werden.

 (DR)

Die Caritas schlägt vor, für Kinder unter sechs Jahren den Regelsatz (Sozialgeld) um 39 Euro auf 250 Euro zu erhöhen. Sechs- bis 13-Jährige sollen 265 Euro im Monat erhalten (bisher 211 Euro) und 14- bis 17-Jährige bräuchten 302 Euro, was eine Steigerung von 21 Euro bedeutet. Damit werde der spezifische Bedarf von Kindern angemessen berücksichtigt, erläuterte Neher.

Eigenständige Berechnung nötig
Bisher werde zur Berechnung einfach ein prozentualer Abschlag von den Regelsätzen für Erwachsene vorgenommen. «Damit wird der Regelsatz von Kindern willkürlich festgesetzt», kritisierte Neher. Eine eigenständige Berechnung sei jedoch notwendig. Die Erhöhung der Regelsätze für 2,2 Millionen anspruchsberechtigte Kinder führe zu Kosten von 1,2 Milliarden Euro.

Eltern mit niedrigem Einkommen, die kein Arbeitslosengeld II beantragten, soll der Caritas zufolge ein echtes Wahlrecht eingeräumt werden, den Kinderzuschlag zu erhalten. Die Höchstgrenze beim Einkommen solle dabei abgeschafft werden. Stattdessen solle die Abschmelzrate verringert werden. Das bedeutet, dass von jedem verdienten Euro weniger als bislang auf den Kinderzuschlag angerechnet wird. Bei einer Familie mit zwei Kindern würde damit etwa ab einem Einkommen von 2.700 Euro monatlich kein Kinderzuschlag mehr gezahlt. Die Motivation, eine Arbeit aufzunehmen, steige damit, sagte Neher.

Sachleistungen ermöglichen gesellschaftliche Teilhabe
Darüber hinaus plädierte der Caritas-Chef dafür, benachteiligten Kindern durch Sachleistungen eine bessere gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Neben Lehrmittelfreiheit, Beihilfen zum Schulanfang und einem kostengünstigen Schulmittagessen seien auch eine kostenlose Mitgliedschaft in Musik- oder Sportvereinen sowie die kostenlose Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs wichtige Hilfen.

Vor knapp zwei Wochen hatte der Paritätische Wohlfahrtsverband ebenfalls höhere Kinderregelsätze gefordert. Er schlug eine Staffelung von 254 Euro für unter Sechsjährige, 297 Euro für Sechs- bis 13-Jährige und 321 Euro für 14- bis 18-Jährige vor. Dazu müssten Extra-Leistungen wie etwa Geld für ein Fahrrad oder Nachhilfestunden möglich sein. Die Mehrkosten für den Bund würden dem Wohlfahrtsverband zufolge rund zehn Milliarden Euro im Jahr betragen.