Bundeswehr rekrutiert auch Minderjährige als Soldaten

Letzte Reserve?

Um den Bedarf an Soldaten zu decken, greift die Bundeswehr auch auf Minderjährige zurück. Sie werden auch an der Waffe ausgebildet, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervorgeht.

Werbung für den Einsatz an der Waffe (Bundeswehr)
Werbung für den Einsatz an der Waffe / ( Bundeswehr )

Die Bundeswehr hält an ihrer Praxis fest, auch Minderjährige zu rekrutieren. Das Mindestalter betrage 17 Jahre und der Gebrauch von Waffen werde auf die Ausbildung beschränkt und unter strenge Aufsicht gestellt, heißt es in einer am Freitag in Berlin verbreiteten Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken. Eine Teilnahme an Auslandseinsätzen sei den Minderjährigen nicht gestattet. Diese Praxis stehe im Einklang mit dem Übereinkommen über die Rechte des Kindes und dem Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention, das die Beteiligung Minderjähriger an bewaffneten Konflikten ächtet.

Im Jahr 2012 wurden 1.216 freiwillig Wehrdienstleistende und Zeitsoldaten unter 18 Jahren eingestellt, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums dem Evangelischen Pressedienst (epd) bestätigte. Die Bundeswehr verteidigte auch ihre Anwerbepraxis unter jungen Leuten. Mit interessierten Jugendlichen würden "individuelle Beratungsgespräche geführt, in denen sowohl die Stärken als auch die Risiken einer Karriere bei der Bundeswehr - insbesondere auch im Hinblick auf etwaige Auslandseinsätze - ausführlich besprochen werden".

48 Bewerber im Alter von 16 Jahren

Nach einem Bericht der "Rheinischen Post" (Freitagsausgabe) werden bereits 16-jährige Mädchen und Jungen angeschrieben und Bewerbungen von 16- und 17-Jährigen entgegengenommen. Zum 10. Juni 2013 habe die Bundeswehr 48 Bewerber im Alter von 16 Jahren verzeichnet, die bereits an einer Tauglichkeitsuntersuchung teilgenommen hätten.

In der Stellungnahme des Verteidigungsministeriums heißt es, weil die Entscheidung über den Berufswunsch in der Regel nicht erst am 18. Geburtstag falle, seien "personalwerbliche Maßnahmen auch auf den Personenkreis der Jugendlichen abgestimmt". Dies sei "in einer Gesellschaft, die von der frühen Reife und Mündigkeit ihrer Jugend überzeugt ist, keine kritikwürdige Praxis". Auch am Besuch von Soldaten im Schulen will das Verteidigungsministerium festhalten. "Die Bundesregierung befürwortet, dass die Bundeswehr in Schulen zu Sicherheits- und Verteidigungspolitik informieren kann", heißt es in der Stellungnahme.

Linken-Verteidigungsexpertin Katrin Kunert warf der Bundesregierung wegen der Anwerbung Minderjähriger für die Bundeswehr eine "Doppelmoral" vor. Deutschland hatte 2011/2012 den Vorsitz der Arbeitsgruppe "Kinder in bewaffneten Konflikten" im UN-Sicherheitsrat übernommen. Mit Blick auf die Ankündigung von Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU), die Bundeswehr familienfreundlicher zu machen, sagte Kunert: "Der beste Schutz für Familien wäre, Minderjährige nicht mehr für militärische Zwecke zu rekrutieren."


Quelle:
epd