Bundestagsvizepräsident Singhammer über seine Romreise zur Heiligsprechung

"Ein ganz wichtiger Tag für uns Deutsche"

Am Sonntag werden die Päpste Johannes Paul II. und Johannes XXIII. heiliggesprochen. Auch Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer wird nach Rom pilgern, als offizieller Vertreter des Bundestages.

Singhammer bei Benedikt XVI. / © privat
Singhammer bei Benedikt XVI. / © privat

domradio.de: Wann genau reisen Sie nach Rom?
Johannes Singhammer: Ich werde am Samstagabend nach Rom anreisen, um rechtzeitig an dem großen Gottesdienst auf dem Petersplatz teilnehmen zu können, zu dem ja eine unglaublich große Zahl von Pilgern erwartet wird.

domradio.de: Was genau erwarten Sie sich von diesem Tag?
Singhammer: Ich denke, dass dieser Tag ein ganz wichtiger Tag für uns Deutsche ist, weil mit Johannes XXIII. ein Friedensstifter, vor allem aber mit Johannes Paul II. eine Person heiliggesprochen wird, die in einer ganz besonderen historischen Einmaligkeit mit Deutschland zu tun hat, denn seiner Beharrlichkeit und seiner Zugewandtheit ist es zu verdanken, dass wir in diesem Jahr nicht nur die Heiligsprechung feiern können, sondern eben auch den 25. Jahrestag des Mauerfalls. Da gibt es einen Zusammenhang, und deshalb ist es ein ganz besonderer Tag.

domradio.de: Worin besteht dieser Zusammenhang genau?
Singhammer: Papst Johannes Paul II hat in mehrfacher Weise, zwar nicht als Politiker gewirkt, aber politische Wirkungen ausgelöst. Er hat sich zunächst einmal um die deutsch-polnische Aussöhnung in ganz besonderer Weise bemüht. Dann war er aber auch vor allem jemand, der entscheidend das Ende des Kalten Krieges angestoßen hat. Er war derjenige, der letztendlich dieses Gegenüberstehen der Blöcke entscheidend ausgeräumt und damit den Frieden in Deutschland, aber auch in Europa vorangebracht hat. Man muss sich nur vorstellen: Vorher standen sich die Blöcke noch bis an die Zähne schwer bewaffnet gegenüber, allein auf deutschem Boden standen sich die größten Armeen mit einer unermesslichen Zahl von Vernichtungswaffen gegenüber. Und dann ist von Polen ausgehend diese Feindseligkeit aufgebrochen worden, und daran hat der Papst einen ganz enormen Anteil gehabt.

domradio.de: Johannes Paul II. und Johannes XXIII. sind ja gefühlsmäßig Päpste des letzten Jahrhunderts ‑ jetzt ihre Heiligsprechung. Was bedeutet das Ihnen ganz persönlich?
Singhammer: Ich hatte die Ehre, einige Male mit Johannes Paul II. zusammenzutreffen, und was mich sehr beeindruckt hat und was ich nicht nur in Erinnerung habe, sondern was auch ein politischer Auftrag ist, den er damals einer Reihe meiner Kollegen/innen mitgegeben hat, ist Folgendes: Wir hatten im Jahr 1995 mit dem Kardinal-Höffner-Kreis Papst Johannes Paul II. besucht, und er hat uns da eine geradezu vermächtnisartige Botschaft mitgegeben, und zwar sagte er: Der Zusammenbruch totalitärer Systeme in Europa erfordert eine gründliche Erneuerung der politischen Handlungsweisen. Und es kommt nun der Politik, gerade auch der deutschen Politik zu, mitzuhelfen, dass Europa seine Wurzeln wiederfindet und nach dem Maßstab seiner Ideale und seines Edelmuts die Zukunft aufbaut und eben die Wurzeln, die ja auch christliche Wurzeln sind, nicht verleugnet. Das ist ein ganz wichtiges Vermächtnis, das er uns mitgegeben hat.

domradio.de: Und deshalb muss der Bundestag natürlich auf jeden Fall vertreten sein. Warum vertreten gerade Sie den Bundestag? War Ihnen das ein persönliches Anliegen?
Singhammer: Ja, das war mir ein persönliches Anliegen! Und zwar aufgrund der Begegnungen während der Amtszeit des verstorbenen Papstes. Und ich denke, dass die Themen: Wie stellt sich Europa auf? Wie verwirklichen wir die Religionsfreiheit? Wie vermeiden wir eine Distanzierung von Religion, und bewerkstelligen eine Kooperation der Religionsgemeinschaften mit dem Staat? auch für die Kollegen/innen des Deutsche Bundestags wichtig sind und ihnen ebenso wie mir am Herzen liegen.


Quelle:
DR

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