Bundespräsident Wulff zu Besuch in Israel

"Alter Freund des jüdischen Volkes"

Die Deutschen werden die Erinnerung an die Naziverbrechen und den Holocaust auch künftig wachhalten. Das versprach Bundespräsident Christian Wulff am Sonntag bei einem offiziellen Besuch in Israel. Amtskollege Schimon Peres würdigte Wulff - den "ersten deutschen Präsidenten, der nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde" - als "alten Freund des jüdischen Volkes und des israelischen Staates".

Autor/in:
Nikolaus Sedelmeier
 (DR)

Nach einem Gespräch mit Peres versicherte Wulff, das Wissen um die besondere Verantwortung Deutschlands für den Holocaust werde "von Generation zu Generation" weitergegeben: "Das ist die unverbrüchliche Maxime der deutschen Politik." Deutschland werde immer "an der Seite Israels stehen". Die Vertiefung der deutsch-israelischen Beziehungen sei ihm ein "persönliches Anliegen".



Anschließend besuchte Wulff gemeinsam mit seiner 17-jährigen Tochter Annalena die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. An einer bewegenden Gedenkzeremonie für die von den Nazis ermordeten sechs Millionen Juden in der "Halle der Erinnerung" der Gedenkstätte nahm auch Peres teil.



Wulff plädiert für Zwei-Staaten-Lösung

Der Bundespräsident schrieb in das Gästebuch des Mahnmals: "Die unfassbaren Verbrechen der Shoah sind für Deutschland und die Deutschen dauernde Verpflichtung, für das Existenzrecht Israels einzutreten." Annalena Wulff sagte, der Besuch der Gedenkstätte sei für sie "sehr emotional" gewesen. Man müsse "verhindern, dass so etwas nochmal passiert".



Wulff traf am Sonntag in Jerusalem auch Außenminister Avigdor Lieberman. Am Montag steht ein Gespräch mit Oppositionsführerin Tzipi Livni auf seinem Besuchsprogramm sowie ein Abendessen mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Am Dienstag wird Wulff auch mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zusammenkommen.



Zur Beilegung des Nahost-Konflikts sprach sich Wulff in Jerusalem für eine "Zwei-Staaten-Lösung" mit einem eigenen Palästinenserstaat aus. Die Bevölkerung auf beiden Seiten wolle Frieden, aber die Lage im Friedensprozess sei kompliziert.



Vor seinen politischen Gesprächen hatte Wulff davor gewarnt, die "Erwartungen" an seinen Besuch "zu überhöhen". Zunächst gehe es für ihn darum, "eine Ebene des Vertrauens und des Verstehens" zu schaffen. Der Bundespräsident, zu dessen Delegation auch acht weitere junge Leute gehören, fügte hinzu, es gebe in Israel ein wachsendes Interesse gerade der jungen Generation an Deutschland. Er wünsche sich "ein ebenso großes Interesse" junger Deutscher an Israel.