Bundespräsident würdigt Habermas zum 90. Geburtstag

 (DR)

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Philosophen und Soziologen Jürgen Habermas für dessen Verdienste um den Frieden, die Demokratie und die Europäische Integration gewürdigt. "Meine Glückwünsche gelten einer Stimme der kritischen Vernunft, die weit über Deutschland hinaus in der ganzen Welt Gehör gefunden hat - einem Aufklärer, der die Abgründe der Moderne durchmessen hat, ohne den bleibenden Anspruch einer Emanzipation des Menschen aufzugeben", heißt es in einem in Berlin veröffentlichten Schreiben.

"Die Sprachkraft Ihrer Essays hat dazu beigetragen, dass unsere Gesellschaft die Bedeutung der liberalen Demokratie als Lehre aus den deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg verinnerlicht hat", so das Staatsoberhaupt. Besonders nötig und wertvoll sei die Mahnung, "dass die Europäische Union mehr politischen Gestaltungswillen und mehr Solidarität benötigt, um im globalen Rahmen als gelingendes Beispiel des Friedens gelten zu können". Steinmeier hob auch die Bemühungen des Philosophen hervor, "der Auflösung von allgemeinen Handlungsmaßstäben in historischen oder kulturellen Relativierungen zu begegnen". Dies sei in der Ära der Globalisierung besonders wichtig.

Habermas zählt zu den meist beachteten und prägendsten deutschen Philosophen der Gegenwart. Er wurde am 18. Juni 1929 in Düsseldorf geboren. Nach dem Studium von Philosophie, Geschichte, Psychologie, Literatur und Ökonomie wurde er unter Theodor W. Adorno Mitarbeiter am Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main ein. Dort entwickelte er die kritische Gesellschaftstheorie der "Frankfurter Schule" weiter. Sein Hauptwerk, die "Theorie des kommunikativen Handelns" (1981) übte weltweiten Einfluss aus. In seine zahlreichen Schriften befasst er sich mit Fragen der Philosophie und Soziologie, sowie der Politik und Sprachwissenschaft. (kna/Stand 17.06.2019)