Bundespräsident Köhler trifft Papst Benedikt im Vatikan

Versprechen eingelöst

 (DR)

Bundespräsident Horst Köhler hat den Papst zu einem offiziellen Besuch nach Deutschland eingeladen. Benedikt XVI. habe sich über die Einladung sehr gefreut und zugesagt, dies zu erwägen, teilte Köhler im Anschluss an eine Privataudienz am Samstag im Vatikan mit. Die Auswahl des Termins habe er dem Papst überlassen. Die Deutschen wüssten, dass der Papst Oberhirte der Universalkirche sei und seine Landsleute ihn nicht für sich gepachtet hätten.

Kirche und Gesellschaft in Deutschland
Es war eine herzliche Begegnung, zu der Köhler vom Papst empfangen wurde. Strahlend ging der Bundespräsident auf das Kirchenoberhaupt zu, der ihm aus seiner Bibliothek entgegenkam. Erst vor zwei Monaten hatten sich beide zu einem Meinungsaustausch in München getroffen. Einige launige Bemerkungen, etwa dass immer schönes Wetter sei, wenn die Deutschen kämen. Ein kurzer Hinweis, dass sich gleichzeitig deutsche Bischöfe im Vatikan zum Ad-limina-Besuch aufhielten, die bereits in einem Vorraum auf ihre anschließende Audienz warteten.

Ungewöhnlich lang - fast 40 Minuten - sprachen Papst und Bundespräsident dann über aktuelle Sachfragen: über die Lage von Kirche und Gesellschaft in Deutschland, über die Armut in den Entwicklungsländern und besonders in Afrika, über Ökumene und interreligiösen Dialog, auch mit Blick auf die bevorstehende Türkeireise des Papstes. Das Gespräch sei außerordentlich erfüllend gewesen, sagte der Bundespräsident anschließend vor Journalisten.

Integration der Muslime
Es ging auch um die Integration der muslimischen Bevölkerung in Deutschland. Man gewinne Glaubwürdigkeit im Dialog von Christentum und Islam, wenn die Muslime willkommen seien, die das Land und seine Wertebasis annähmen, sagte Köhler. Auch die Regensburger Rede des Papstes war ein Thema. Den anschließenden Brief islamischer Religionsführer hätten sie beide als "ermutigendes Zeichen" für die Chancen zum Dialog gewertet, zu dem es freilich Geduld brauche.

Der deutsche Bundespräsident kam zum "Gegenbesuch" für die Papstreisen nach Köln und nach Bayern. Aber er kam auch, um dem Papst sein Geschenk zu überbringen, das er ihm vor 15 Monaten in Bonn gemacht hatte, als Benedikt XVI. zu einem kurzen Besuch in die Villa Hammerschmidt kam. Statt einem Bild oder einer Skulptur hatte Köhler dem musikbegeisterten Pontifex damals ein Konzert im Vatikan versprochen. Nun engagierte er dafür das renommierte Philharmonia Quartett Berlin. Der Vatikan stellte die freskengeschmückte Sala Clementina zur Verfügung. Und natürlich wollte Köhler selbst bei der Präsentation seines Geschenks dabei sein.

Gerade 200 Gäste waren zu dem Konzert geladen, viele Kardinäle und Bischöfe der Kurie sowie die Leiter deutscher Institutionen in Rom. Zugegen waren auch etliche der in Rom anwesenden deutschen Oberhirten, darunter die Kardinäle Karl Lehmann, Walter Kasper und Joachim Meisner. Auf dem Programm standen Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Hugo Wolff. Köhler bezeichnete das Konzert als Höhepunkt eines ereignisreichen Tages und lobte die internationale Sprache der Musik.

Der Papst bedankte sich nach der brillanten Aufführung bewegt für das Geschenk. Er sagte, die Geschichte der Welt sei wie eine wunderbare Symphonie, die Gott komponiert habe, und deren Aufführung er selbst dirigiere. Auch wenn den Menschen die Partitur mitunter komplex und schwierig erscheine, kenne Gott sie doch von der ersten bis zur letzten Note. Jeder, so mahnte der Papst, sollte auf seinem Platz und nach seinen Kapazitäten mit dem großen Meister bei der Aufführung dieses herrlichen Meisterwerks zusammenarbeiten.