Bundesligatrainer gegen Tabuisierung von Tod

"Man muss auch lachen können"

Robert Enke hat sich das Leben genommen, für kurze Zeit stand der Fußballbetrieb still. Nun kommt er wieder in Fahrt. Aber wie mit Trauer und Tod umgehen? Offen und ohne Tabus, wünscht sich Thomas Schaaf, Cheftrainer von Werder Bremen. Dafür kämpft er schon seit Jahren.

 (DR)

"Dieses Tabu muss endlich weg. Trauer ist absolut negativ besetzt", sagte Schaaf der in Osnabrück erscheinenden Bistumszeitung "Kirchenbote". "Wir machen Trauer immer noch an Merkmalen fest - leise sein, traurig sein. Nein! Man muss auch lachen können, das ist nicht unanständig", so der Trainer.

Schaaf kritisierte, dass Erwachsene im Beisein von Kindern bei dem Thema plötzlich die Tonlage veränderten. "Damit schaffen sie aber nur eine Situation, in der Kinder sich fragen: Warum tuscheln die plötzlich alle? Habe ich etwas falsch gemacht, bin ich vielleicht schuld daran, dass der Tod gekommen ist?" Auch dürfe es in Familien nicht zu Schuldzuweisungen über Versäumnisse zu Lebzeiten des Verstorbenen kommen.

Kein Trauer-Patentrezept
Spielern, die von Tod und Trauer betroffen seien, trete er möglichst offen und normal gegenüber, sagte der Fußballlehrer. Er biete Gespräche an, habe aber kein Trauer-Patentrezept. "Jeder hat das Recht, so mit ihr umzugehen, wie er oder sie das kann oder möchte", sagte Schaaf.

Der Trainer hatte 2003 innerhalb von drei Monaten drei Menschen aus seinem engsten Familien- und Freundeskreis verloren. Seit 2004 ist er Botschafter des Bremer Zentrums für trauernde Kinder und Jugendliche, das 1999 als bundesweit erstes Projekt dieser Art gegründet wurde.