Bundeskunsthalle Bonn zeigt 2010 sieben Ausstellungen - Kooperation mit großen Museen

Gegenwartskunst und historische Kulturschätze

Sieben Ausstellungen zeigt die Bundeskunsthalle in Bonn im neuen Jahr 2010. Dabei wechseln sich in der Regel Ausstellungen zur Gegenwartskunst mit kulturhistorischen Ausstellungen ab. Los geht es am 29. Januar mit "Neugierig? Kunst des 21. Jahrhunderts aus privaten Sammlungen". Dabei handelt es sich um ein ambitioniertes Projekt des Intendanten Robert Fleck, der die Leitung des Hauses im Januar 2009 übernommen hatte.

Autor/in:
Reinhard Kleber
 (DR)

Am 26. Februar folgt «Byzanz - Pracht und Alltag», eine Schau, die viele «Herrlichkeiten» aus dem Byzantinischen Reich zeigen wird: Gold, Silber, Seide, Elfenbein, Reliquien. Den Bogen zurück in die Gegenwartskunst schlägt eine Einzelausstellung zu dem britischen Künstler Liam Gillick, der 2009 den deutschen Pavillon bei der Biennale in Venedig gestalten durfte.

Mit dieser Reihe von Ausstellungen zu historischen und aktuellen Themen setzt Fleck bereits 2010 seine Ankündigung um, mehr Gegenwartskunst in die Bonner Halle zu holen, zugleich aber die Freunde der kulturhistorischen Schauen nicht zu vergraulen, die wie «Tutanchamun» in früheren Jahren Besuchermassen angelockt hatten.

Dem Interimsintendanten Christoph Vitali war es in 14 Monaten gelungen, die Bundeskunsthalle nach den Turbulenzen um den entlassenen Intendanten Wenzel Jacob und ein Millionendefizit wieder in ruhigeres Fahrwasser zu führen. Fleck nahm sich für 2009 vor, «ein möglichst normales Jahr für die Institution und die Besucher zu fahren». «Wir wollten die Kunsthalle vor allem aus den negativen Schlagzeilen herausbringen», sagte der 52-jährige Österreicher im ddp-Gespräch.

Mit dem Erreichten ist Fleck, der zuvor fünf Jahre künstlerischer Direktor der Deichtorhallen in Hamburg war, zufrieden: «Wir hatten wieder positive Besprechungen in den Feuilletons.» Nachdem die Ausstellung über James Cook im November mehr als 50 000 Besucher anzog, schloss die Halle das Jahr 2009 mit knapp 600 000 Besuchern ab. «Das ist eine gute Entwicklung und schließt an das Vorjahresergebnis mit 565 000 Besuchern an», betont Fleck.

Aus dem Programm für 2010 liegt Fleck nach eigenen Angaben vor allem die Schau «Napoleon und Europa - Traum und Trauma» am Herzen, die am 17. Dezember eröffnet wird: «Junge Wissenschaftler haben dafür das Napoleon-Bild neu aufgerollt.» Das sei so spannend, dass die Schau anschließend nach Paris gehen werde. «Dort wird sie die erste Napoleon-Ausstellung seit 1969.»

Großen Wert legt Fleck, der sich als Kunstkritiker, Ausstellungsmacher, Berater und Kunsthochschulleiter seit Jahrzehnten mit der Gegenwartskunst befasst, auf eine intensive Auseinandersetzung mit lebenden Künstlern. Fleck sagt: «Jeder Künstler, der bei uns eine Einzelausstellung bekommt, weiß, wie wichtig das für ihn ist, dass so etwas nur zwei oder dreimal in einer Karriere passiert.» Als Beispiel nennt er die große monografische Überblicksausstellung zu dem Düsseldorfer Künstler Thomas Schütte, die am 15. Juli eröffnet wird.

Einen großen Gästeansturm erwartet Fleck für die Byzanz-Ausstellung: «Die überspannt 1000 Jahre und zeigt so hochkarätige Leihgaben, dass sie sicher ein sehr breites Publikum interessiert.»

Ein zweiter Besuchermagnet könnte die Schau «Afghanistan. Gerettete Schätze» werden, die ab 11. Juni die Sammlung des Kabuler Nationalmuseums vorstellt. «Die Grabungsschätze galten unter der Taliban-Herrschaft als verschollen, man dachte, sie seien eingeschmolzen worden», berichtet Fleck. Die wertvollen Stücke seien aber nur gut versteckt gewesen: «Der Leiter des Nationalmuseums in Kabul hatte sie in einen Tresor der Nationalbank einschließen lassen, was damals nur vier Menschen wussten.»

Wichtige Fortschritte sieht Fleck im Hinblick auf das angepeilte Ziel, die Kunsthalle wieder in die erste internationale Liga zu bringen: «Bei den Kooperationen für die nächsten Jahre sind wir gut vorangekommen, mit großen Häusern wie dem Guggenheim Museum, dem Musée du quai Branly in Paris oder dem Louisiana Museum bei Kopenhagen haben wir konkrete Arbeitsbeziehungen für mehrere Projekte geknüpft.»

Zugleich will Fleck die Kooperation mit privaten Sammlern ausweiten. So wird 2011 eine Ausstellung fragen: Welche Entwicklungen haben die Malerei der vergangenen 20 Jahre geprägt? «Dabei möchten wir gerne große Privatsammlungen aus anderen Kontinenten einbinden.»

Aber auch die angekündigte engere Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Bonn trägt demnächst erste Früchte: «Im Sommer 2011 wollen wir mit unserem Nachbarhaus eine gemeinsame Retrospektive zu Rosemarie Trockel ausrichten, die zu den weltweit einflussreichsten Künstlerinnen zählt», sagt Fleck.