Bulgarische Krankenschwestern begnadigt

Aufatmen in Sofia

Die fünf bulgarischen Krankenschwestern und ein Arzt aus Palästina können aufatmen. Sie sind sicher in Sofia gelandet und wurden sofort bei ihrer Ankunft begnadigt. Acht Jahre saßen sie in Libyen im Gefängnis. Ihnen wurde vorgeworfen, mehr als 400 Kinder vorsätzlich mit Aids infiziert zu haben. Der Oberste Justizrat Libyens hatte die Todesurteile vor einer Woche in lebenslange Haftstrafen umgewandelt und damit den Weg für die entgültige Entlassung frei gemacht.

 (DR)

Seit der Nacht hatten Angehörige am Flughafen auf die Ankunft des Flugzeugs aus Tripolis gewartet. Direkt nach der Landung wurden die sechs Mediziner von Präsident Parwanow begnadigt.

Erst kurz vor dem entscheidenen Urteil in der vergangenen Woche hatten die Angehörigen der erkrankten Kinder auf die Vollstreckung der Todesurteile im Gegenzug für millionenschwere Entschädigungszahlen verzichtet.
Eine europäische Verhandlungsgruppe mit EU-Außenkommissarin Ferrero-Waldner und Cécilia Sarkozy, der Frau des französischen Staatspräsidenten, hatte sich seit dem um die Freilassung der Mediziner bemüht.
Außer millionenschwerden Entschädigungszahlungen, stellte EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner Libyen auch eine verbesserte Beziehung zur EU in Aussicht.
Die Freilassung der sechs Mediziner könne "den Weg für neue und vertiefte Beziehungen zwischen der EU und Libyen frei machen", so Ferrero-Waldner bei ihrer Ankunft in Sophia.

Libyens Rechtssystem muss reformiert werden
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) hat sich seit der Verhaftung 1999 für die Verurteilten eingesetzt. Im Verlauf des Prozess waren mehrfach Todesurteile gesprochen und anschließend wieder aufgehoben worden.
Nach Urteilen international anerkannter Mediziner waren die Mediziner nicht Schuld an der Ausbreitung des Aidsvirus auf der Kinderstation eines Krankenhauses in Bengasi. Die Experten vermuteten mangelnde Hygienevorkehrungen als Ursache für die HIV-Infektionen in dem Krankenhaus. Der Fall mache deutlich, wie dringend das Rechtssystem Libyens reformiert werden müsse, so Amnesty International

Die fünf Bulgarinnen arbeiteten teils schon seit Jahren in Libyen. Sie hatten ihre Heimat zumeist verlassen, weil sie in Libyen mehr Geld verdienen konnten. Die Familie des Arztes palästinensischer Herkunft lebte ebenfalls seit langem in Libyen. Die Verurteilten hatten stets ihre Unschuld beteuert und geklagt, ihre Geständnisse seien unter Folter erzwungen worden.