Im anschließenden Gedenkgottesdienst in der Schlosskirche zündeten Schüler der Albertville-Realschule 15 Kerzen am Altar an. Die Kerzen wurden aus den Resten der Tausenden von Friedhofskerzen gegossen, die vor zwei Jahren für die Opfer des Amoklaufes angezündet worden waren.
"Wir gedenken unserer Verstorbenen, wollen aber nicht nur bei Trauer und Erinnerung stehen bleiben, sondern fragen, wie wir weiter leben können", sagte Pfarrer Winfried Maier-Revoredo. Man sei aber noch nicht in der Lage für das 16. Opfer, den Amokläufer selbst, eine Kerze zu entzünden, sagte Maier-Revoredo. "Wir befinden uns hier immer noch auf dem Weg."
Tim K. hatte am 11. März 2009 an der Albertville-Realschule in Winnenden neun Schülerinnen und Schüler sowie drei Lehrerinnen erschossen. Auf der Flucht tötete der 17-Jährige Schüler drei weitere Menschen, bevor er sich selbst das Leben nahm.
Abstand zum Tatort gewinnen
Im Gegensatz zum ersten Jahrestag wollte man den 11. März in diesem Jahr ohne offizielles Protokoll mit Politikern begehen, hatte Oberbürgermeister Holzwarth vor dem Jahrestag betont. Außerdem wollte man bewusst nicht vor der Schule der Opfer gedenken, um Abstand von diesem Ort zu gewinnen.
Ab September soll in den umgebauten Räumen der Albertville-Realschule wieder regulärer Unterricht stattfinden. Bis dahin werden die 620 Schülerinnen und Schüler weiterhin in provisorischen Containern auf dem Schulgelände unterrichtet. Einer der Schulräume, in denen Tim K. seine Mitschüler erschoss, soll zu einem Gedenkraum umgestaltet werden.
In einem offenen Brief wandten sich unterdessen Hinterbliebene der Opfer an Gesellschaft und Politik und forderten "Konsequenzen aus der schrecklichen Tat". Die Änderung des Waffengesetzes nach dem Amoklauf sei wirkungslos gewesen, schrieben die Eltern der Opfer in dem Brief, der in der "Winnender Zeitung" (Freitagsausgabe) veröffentlicht wurde. Sie fordern das Verbot von Faustfeuerwaffen in privaten Haushalten, das Verbot von Großkaliberwaffen im Schießsport und die zentrale Lagerung von Waffen außerhalb von Privathaushalten. Außerdem müssten sogenannte "Killerspiele" für Jugendliche und Kinder verboten werden.
Bürger von Winnenden trauern am zweiten Jahrestag der Bluttat
Kerzen und Glockenläuten
Am zweiten Jahrestag des Amoklaufs von Winnenden haben Bürger auf dem Marktplatz der Stadt und in ökumenischen Gedenkgottesdiensten an die Bluttat erinnert. Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth verlas auf dem Marktplatz die Namen der Opfer, anschließend betete der evangelische Pfarrer Reimar Krauß mit den rund 500 versammelten Menschen das Vaterunser. Zur Tatzeit um 9.33 Uhr läuteten alle Kirchenglocken der Stadt.
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