Buenos Aires feiert Papst Franziskus

Public Viewing in den frühen Morgenstunden

In der Heimat des Papstes verfolgten knapp 100.000 Menschen die Amtseinführung beim Public Viewing in Buenos Aires. Überwiegend junge Menschen verbrachten teilweise die gesamte Nacht auf dem Plaza de Mayo, um das Ereignis mitzuerleben.

Autor/in:
Johannes Mäling
Public Viewing auf dem Plaza de Mayo in Buenos Aires / © Johannes Mäling (DR)
Public Viewing auf dem Plaza de Mayo in Buenos Aires / © Johannes Mäling ( DR )

Die Gläubigen in der argentinischen Hauptstadt versammelten sich mitten in der Nacht, um die Übertragung aus Rom auf insgesamt vier Leinwänden live zu verfolgen. Vier Stunden liegt Argentinien hinter Rom zurück. Die zehn und elfjährigen Freundinnen Sofia, Rocio, Cruz, Ines und Martina sind seit vier Uhr auf dem Plaza de Mayo. Sie haben alle zusammen bei Sophia übernachtet, weil sie am nächsten an der Catedral Metropolitana de Buenos Aires, der ehemaligen Bischofskirche des neuen Papstes, wohnt. Gemeinsam mit Sophias Eltern fuhren sie mit dem Taxi zum Plaza. Sie sind stolz darauf, dass der neue Papst aus ihrer Heimat kommt. Eines der Mädchen merkt an, dass Bergoglio schon viele Verdienste hat. Von seinem Einsatz für die Armen sind sie begeistert. Ihre Müdigkeit ist ihnen nicht anzusehen. Sie freuen sich dabei zu sein.

Knapp 100.000 auf der Plaza de Mayo

Die knapp 100.000 Menschen verteilen sich über die Hälfte des Platzes, an den die Kathedrale grenzt. Zentral vor den vier Bildschirmen sitzen die meisten Menschen, dahinter stehen sie. Teilweise haben sie sich Klappstühle mitgebracht, fliegende Händler verkaufen Souvenirs, Essen und Trinken.

Auch Danielo Alves Jurquera Franco ist früh aufgestanden. Danielo stammt aus Sao Paulo in Brasilien. Eine Fahne seines Heimatlandes hat er sich über die Schultern geworfen. Seit zwei Jahren lebt er in Buenos Aires. Angesprochen, ob er es nicht schade fände, dass der neue Papst kein Brasilianer sei, antwortet er: "Nein, ich bin sehr froh darüber, dass Bergoglio der neue Papst ist. Er und der brasilianische Kardinal sind Freunde. Nach der Wahl Bergoglios war der brasilianische Kardinal sehr glücklich, also bin ich es auch.“

Anruf aus Rom

Um halb vier Ortszeit wendet sich Franziskus überraschend per Telefon an die Versammelten auf dem Plaza de Mayo. "Danke, dass ihr betet, danke für eure Gebete" schallt es durch die Lautsprecher über den Platz. Die Menge jubelt.

Die 18-jährige Catalina Ruiz ist gerade vor der Kathedrale angekommen, als die Worte von Franziskus zu hören sind. Sie ist begeistert von der Zusammenkunft. "Normalerweise versammeln wir uns hier, um gegen die Regierung zu demonstrieren. Heute ist endlich mal ein fröhliches Ereignis der Grund des Zusammenkommens", bemerkt Catalina.

Schulen bleiben geschlossen

Die Schulen in Buenos Aires bleiben heute geschlossen, damit die Schüler das Ereignis im Fernsehen verfolgen können. Marina, Ronina und Agustina haben sich trotzdem in aller Frühe vor der Schule getroffen, um von dort direkt in die Innenstadt zu gehen. Aus einer der Mädchen sprudelt die Begeisterung nur so heraus: "In der Kirche ist mir manchmal langweilig, aber hier ist es einfach nur toll. Hier können wir singen, tanzen und hüpfen. Einfach eine wahnsinnige Stimmung."

Wie viele Menschen sich tatsächlich auf dem Plaza versammelt haben, ist schwer zu Schätzen. Die Angaben schwanken zwischen 40.000 und 200.000, das Medieninteresse ist enorm. Zahlreiche Kamerateams, Fotografen und Journalisten begleiten das Geschehen auf dem Platz. Ein Korrespondent vom polnischen Fernsehsender TVP wird live zugeschaltet, als die Sonne langsam über Buenos Aires aufgeht.

Übertragung im Morgengrauen

Jetzt ist es kurz nach sieben Uhr. Die meisten Gläubigen lauschen aufmerksam der Übertragung aus Rom, einige wenige sind der Müdigkeit zum Opfer gefallen und eingeschlafen. Die lange Nacht macht sich bemerkbar. Micaela Mariscotti hat einen Tipp gegen die Müdigkeit. Die Studentin, die mit ihrer Mutter und dem Bruder bereits seit Montagabend auf dem Plaza steht, hält sich mit Mate-Tee, dem Nationalgetränk der Argentinier wach. "Ich habe gar nicht geschlafen, aber die Spannung und der Tee halten mich wach", offenbart die Studentin. Auch eine Gruppe aus Berazaegui ist schon lange auf den Beinen. Auch sie sind begeistert von Bergoglio, den sie aus der Kathedrale kennen und auch schon in der U-Bahn getroffen haben.

Um kurz vor halb acht erheben nochmals alle Menschen auf dem Plaza und beenden mit einem Gebet und Gesang die Amtseinführung von Franziskus. Auch die Übertragung aus Rom auf den Leinwänden wird beendet. Alejandro Russo, Pater der Catedral Metropolitana de Buenos Aires, ruft über die Lautsprecher: "Viva el Papa!" Die Menge antwortet: "Viva!"

Die Leute ziehen singend und freudestrahlend ab. Bei den fliegenden Händlern decken sich die einen mit einem Frühstück ein, die anderen bleiben lieber bei Deftigem vom Grill. Für die meisten ist einfach nicht klar, ob jetzt Morgen oder noch Abend ist. Emilia Sassoni, Physiklehrerin aus Buenos Aires zieht es jetzt ins Bett, denn sie hat heute frei. Ein Freund von ihr beschreibt hingegen die kommenden Stunden wie folgt: "Einige von uns gehen jetzt schlafen. Andere fahren zur Arbeit und manche werden einfach auf der Arbeit schlafen." Einige Katholiken sind extra im Anzug zum Plaza de Mayo gekommen, um nun direkt zur Arbeit fahren zu können. In den U-Bahnen vermischen sich die Menschen, die nicht geschlafen haben schnell mit denen, die ausgeruht sind. Ein tiefer Blick in die Augen kann reichen, um zu erkennen, wer heute die Nacht zum Tag gemacht hat und die Papst-Einführung in Rom live mitverfolgt hat.


Trotz der ungünstigen Zeit ist der Platz mit Menschen gefüllt / © Johannes Mäling (DR)
Trotz der ungünstigen Zeit ist der Platz mit Menschen gefüllt / © Johannes Mäling ( DR )

Vier Stunden Zeitunterschied liegen zwischen Argentinien und Rom / © Johannes Mäling (DR)
Vier Stunden Zeitunterschied liegen zwischen Argentinien und Rom / © Johannes Mäling ( DR )

Souvenirs - Papst-T-Shirts, Postkarten, Vatikan- und Argentinienfanen / © Johannes Mäling (DR)
Souvenirs - Papst-T-Shirts, Postkarten, Vatikan- und Argentinienfanen / © Johannes Mäling ( DR )

Danielo Alves Jurquera Franco ist sehr glücklich mit dem argentinischen Papst / © Johannes Mäling (DR)
Danielo Alves Jurquera Franco ist sehr glücklich mit dem argentinischen Papst / © Johannes Mäling ( DR )

Die zehn- und elfjährigen Freundinnen Sofia, Rocio, Cruz, Ines und Martina  / © Johannes Mäling (DR)
Die zehn- und elfjährigen Freundinnen Sofia, Rocio, Cruz, Ines und Martina / © Johannes Mäling ( DR )

Micaela Mariscotti mit Mate-Tee, Mutter und Bruder / © Johannes Mäling (DR)
Micaela Mariscotti mit Mate-Tee, Mutter und Bruder / © Johannes Mäling ( DR )

Begeistert - Emilia Sassoni und ihre Truppe / © Johannes Mäling (DR)
Begeistert - Emilia Sassoni und ihre Truppe / © Johannes Mäling ( DR )
Quelle:
DR