Bündnis warnt vor Zerreißprobe durch Preisexplosion

Mit der EKD, ohne die DBK

"Für Solidarität und Zusammenhalt jetzt!": Unter diesem Motto steht ein Appell prominenter Vertreter von Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften, evangelischer Kirche, Wissenschaft und Kultur. Warum fehlen Katholische Kirche und Caritas?

Armut / © MR.SUWAT RITTIRON (shutterstock)

Die Unterzeichnenden des am Montag veröffentlichten Aufrufs fordern eine wirkungsvolle Entlastung einkommensarmer Haushalte. "Der Angriffskrieg auf die Ukraine, die Corona-Pandemie und weltweit gestörte Lieferketten haben Preissteigerungen vor allem für Energie und Nahrungsmittel ausgelöst, die von Menschen mit geringen bis durchschnittlichen Einkommen kaum noch zu stemmen sind", heißt es.

Für viele bedeute die hohe Inflation eine existenzielle Bedrohung. Daher sei insbesondere die Solidarität derjenigen gefragt, die über große Einkommen und Vermögen verfügten, so der Appell. Zu den Erstunterzeichnenden gehören unter anderen die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, Diakonie-Präsident Ulrich Lilie, der Bundesvorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Karl-Josef Laumann, die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Verena Bentele sowie der Vorsitzende der Tafel Deutschland, Jochen Brühl.

Solidarität müsse "sehr konkret und sehr konsequent" gelebt werden, erklärte Kurschus. "Das wird auch uns selbst in unserem Alltag einiges abverlangen." So sei mit Preissteigerungen "in etlichen Bereichen" zu rechnen. Dies dürfe nicht zulasten derer gehen, "die jetzt schon zu wenig haben". Den "entschlossenen Willen" zum Zusammenhalt nehme sie in der Gesellschaft deutlich wahr, betonte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Kritik vom Caritas-Verband

Lilie rief die Politik dazu auf, diejenigen als erste in den Blick zu nehmen, die am härtesten von den Preissteigerungen getroffen werden. "Wer bereits heute fast zwei Drittel des Einkommens für Miete, Energie und Lebensmittel ausgeben muss und über keine nennenswerten Rücklagen verfügt, kann der Inflation nicht entkommen", erklärte der Diakonie-Chef.

Der Deutsche Caritasverband distanzierte sich unterdessen von dem Appell. "Wir sehen die Solidarität derzeit nicht gefährdet", sagte eine Sprecherin des katholischen Wohlfahrtsverbandes dem Portal kirche-und-leben.de am Montag: "Wir befürchten vielmehr eine stärkere Spaltung der Gesellschaft durch derartige Aufrufe." Zugleich betonte sie, die Caritas wisse aus ihren Beratungsstellen, "dass die Preissteigerungen vor allem für Energie und Nahrungsmittel von Menschen mit geringen bis durchschnittlichen Einkommen kaum noch zu stemmen sind. Sie brauchen dringend Unterstützung".

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, war nach Angaben der Bischofskonferenz ebenfalls für den Appell angefragt worden. Er sei jedoch "grundsätzlich bei der Zeichnung von Appellen und Petitionen zurückhaltend - diese Linie hat er hier fortgesetzt", hieß es auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Quelle:
KNA