"Bündnis für Frieden und Fairness" tritt in Bonn an

Wählervereinigung mit muslimischen Wurzeln

Bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen tritt am Sonntag in Bonn erstmals eine Wählervereinigung von Muslimen an. Unter dem neutralen Namen "Bündnis für Frieden und Fairness" stellt die Wählergemeinschaft in 32 der 33 Bonner Wahlbezirke ihre Kandidaten zur Wahl. "Wir sehen uns aber nicht als Partei für Muslime, sondern wollen alle Bürger ansprechen, die sich für Fragen wie Integration, Kinderarmut oder Jugendkriminalität interessieren", sagt der Vorsitzende der Vereinigung, Haluk Yildiz.

Autor/in:
Michael Bosse und Martin Teigeler
 (DR)

Nach Angaben von Yildiz ist das Wahlbündnis mit Muslimen ein bundesweites Novum. Dass das Bündnis muslimische Kandidaten versammelt, ist der Tatsache geschuldet, dass die Vereinigung aus dem lokalen Rat der Muslime entstanden ist. «Wir haben vor der Kommunalwahl immer wieder erlebt, dass Vertreter etablierter Parteien uns ansprachen und uns anboten, für den Integrationsrat zu kandidieren. Dieser Ansatz gefiel uns aber nicht, weil er eine Geringschätzung für uns darstellt», berichtet Yildiz.

Also verfiel der Rat, der vor rund drei Jahren gegründet wurde, auf die Idee, selbst eine Wählervereinigung auf die Beine zu stellen. Mit einer Vorarbeit von etwa zwei Wochen sei das «Bündnis für Frieden und Fairness» dann Ende Juni gegründet worden, erklärt Yildiz, der als Unternehmensberater arbeitet. Pro Wahlbezirk musste das Bündnis zehn Unterschriften sammeln - insgesamt über 450 kamen schließlich zusammen. Mittlerweile habe die Wählervereinigung rund 50 Mitglieder, erzählt Yildiz.

Auf ihren Wahlplakaten wirbt das Bündnis unter anderem für Frieden, Miteinander und Vielfalt. Dem Thema Rechtsextremismus nimmt sich zudem ein Plakat an, das eine Kartoffel, eine Aubergine und eine Knoblauchknolle und den Satz «In Bonn zu Hause!» zeigt - die Lebensmittel stehen als Symbole für die Nationalitäten und das multikulturelle Zusammenleben in der Bundesstadt Bonn.

Ob das Bündnis einen Platz im Bonner Rat erreicht, bleibt freilich abzuwarten - schließlich gibt es die Wählervereinigung erst seit einigen Monaten. «Wir rechnen damit, dass für ein Ratsmandat 1200 bis 1300 Stimmen benötigt werden», betont Yildiz. Immerhin gibt es seit zehn Jahren keine Fünf-Prozent-Hürde mehr für den Einzug in die Kommunalparlamente. Und auch wenn kein Kandidat einen Sitz im Bonner Stadtrat erzielt, wolle das Bündnis auf jeden Fall weitermachen.

Die Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Migrantenvertretungen (LAGA) kritisiert die neue Gruppierung. «Ich halte das für einen falschen Weg», sagt der LAGA-Vorsitzende Tayfun Keltek. «Religion hat mit Glauben zu tun, bei Politik geht es aber letztlich um Fakten.» Er fände es besser, wenn sich Zuwanderer stärker in den bestehenden Parteien engagierten, betont Keltek.