Buch "Sodoma" von Frédéric Martel widmet sich dem Thema Homosexualität im Vatikan

 (DR)

Eine geschlossene Schweigekultur in der katholischen Kirche rund um das Thema Homosexualität trägt nach Meinung des französischen Autors Frederick Martel zur Vertuschung von Missbrauch bei. In seinem am Mittwoch in Rom vorgestellten Buch "Sodoma" widmet sich Martel vor allem dem Thema Homosexualität im Vatikan. Der Autor widerspricht darin der These von einer "Schwulen-Lobby" in der römischen Kurie.

"Es gibt keine Lobby, denn eine solche hätte ein klares gemeinsames Anliegen", so der Autor bei der Buchvorstellung. Stattdessen gebe es sehr viele homosexuelle oder homophile Kleriker im Vatikan, die aber weitgehend jeder für sich lebten - manche zölibatär, andere in festen oder wechselnden Partnerschaften, so der promovierte Soziologe.

Auf mehrfache Kritik an fehlenden Belegen seiner oft weitreichenden Thesen - etwa dass die Mehrheit des Kardinalskollegiums schwul sei - entgegnete Martel, er habe keine Einzelpersonen outen wollen, sondern ein System offenlegen. Martels Meinung zufolge sind in den vergangenen 50 Jahren etliche kirchenpolitisch brisante Themen durch die homosexuelle Schweigekultur geprägt gewesen - darunter der Kampf gegen die Befreiungstheologie, Sexualethik und der Umgang mit Missbrauch.

Vorgestellt wurde das Buch, das in acht Sprachen, aber nicht auf Deutsch erscheint, am Tag vor Beginn der weltweiten Anti-Missbrauchsgipfels im Vatikan. Das Buch sei "keine Kritik an der Kirche, sondern an einer etwas besonderen schwulen Gemeinschaft in der Kirche", so der Autor, der nach eigenem Bekunden homosexuell ist. (KNA,20.02.2019)