Leuschner-Medaille an früheren Landesbischof Hein verliehen

"Brückenbauer zwischen Kirche und Staat"

Der emeritierte evangelische Bischof Martin Hein hat die Wilhelm Leuschner-Medaille 2020 des Landes Hessen erhalten. Ministerpräsident Volker Bouffier würdigte ihn als Brückenbauer zwischen Kirche und Staat.

Kloster Eberbach / © Wolfgang Radtke (KNA)
Kloster Eberbach / © Wolfgang Radtke ( KNA )

Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) würdigte den früheren Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck am Samstag bei der Preisverleihung im Kloster Eberbach als wichtigen Brückenbauer zwischen Kirche und Staat.  "Seine Worte und Meinungen zu politischen, kirchlichen, sozialen sowie gesellschaftlichen Fragen wurden gehört und geschätzt." 

Hein (67) sei in den vergangenen zwanzig Jahren ein Pfeiler für den Dialog zwischen Landesregierung und Kirchen gewesen und habe sein Amt mit Herzblut erfüllt. Weiter wurden mit der höchsten Auszeichnung des Landes Hessen der ehemalige Landtagspräsident Norbert Kartmann, der frühere Frankfurter Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und die Schriftstellerin Minka Pradelski geehrt.

Sie alle "haben sich in höchstem Maße für die demokratische Gesellschaft und ihre Einrichtungen eingesetzt", so Bouffier. Die Verleihung findet traditionell am Hessischen Verfassungstag, dem 1. Dezember, statt, wurde aber wegen der Pandemie verschoben.

Bis 2018 Mitglied des Deutschen Ethikrats

Hein war von 2000 bis 2019 Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) und von 2014 bis 2018 Mitglied im Deutschen Ethikrat. Seit 2018 ist der Theologe in Hessen im Rat für Digitalethik tätig. EKKW-Bischöfin Beate Hofmann betonte, Hein habe als Bischof evangelische Positionen in politische Diskussionen eingebracht.

In ihrem Glückwunschschreiben lobte sie auch Heins Einsatz gegen Extremismus: "In Ihrem letzten Amtsjahr leisteten Sie einen wichtigen und öffentlich deutlich wahrgenommenen Dienst als Seelsorger an der Familie des ermordeten Regierungspräsidenten Walter Lübcke und setzten als Prediger ein deutliches Signal gegen rechte Gewalt und Rassismus."

Medaille seit 1964

 Die 1964 gestiftete Medaille würdigt Personen, "die sich aus dem Geist Wilhelm Leuschners hervorragende Verdienste um die demokratische Gesellschaft erworben haben". Leuschner (1890 bis 1944) war von 1928 bis 1933 hessischer Innenminister und leistete danach Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

Nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler im Juli 1944 wurde er zum Tode verurteilt und hingerichtet. Bisherige Preisträger sind unter anderen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der Philosoph Jürgen Habermas, der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, der Mainzer Kardinal Karl Lehmann und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Salomon Korn.


Martin Hein, ehemaliger evangelischer Bischof von Kassel / © Harald Oppitz (KNA)
Martin Hein, ehemaliger evangelischer Bischof von Kassel / © Harald Oppitz ( KNA )