Bruder Paulus widerspricht der Merz-Aussage zur Nächstenliebe

"Politik ist eine Folge von Nächstenliebe"

"Mit christlicher Nächstenliebe können wir nicht jedes politische Problem lösen." Mit dieser Aussage hat Bundeskanzler Merz kürzlich polarisiert. Der Kapuziner Bruder Paulus widerspricht und erklärt, wie er Nächstenliebe versteht.

Br. Paulus Terwitte / © Lemrich (Deutsche Kapuzinerprovinz)

Nächstenliebe ist kein Allheilmittel. Sie ist kein Lächeln über Risse oder ein Verbergen von Schmerz. Lange Zeit hat man es so gehandhabt – in der Kirche, in der Politik, in Familien. Das Ergebnis kennen wir nur zu gut. Werke wie "Leben einer Nonne" und "Der Name der Rose" zeigen die dunkle Seite des Christentums. 

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) steht vor der Live-Sendung der ARD-"Arena" in der Lemo Kulturhalle / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) steht vor der Live-Sendung der ARD-"Arena" in der Lemo Kulturhalle / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Wahre Nächstenliebe besteht aus drei untrennbaren Elementen: Liebe, Wahrheit und Gerechtigkeit. Liebe ohne Wahrheit verfehlt den Nächsten. Liebe ohne Gerechtigkeit bevorzugt oder benachteiligt. Liebe, die den Wert des anderen nicht anerkennt, wird zu sentimentaler Inszenierung. 

Nächstenliebe bedeutet: Augen öffnen, Grenzen erkennen, Verantwortung übernehmen. Niemandem mehr aufbürden, als er tragen kann – weder einem Land noch einer Person, auch nicht sich selbst. 

Bruder Paulus Terwitte

"Mit christlicher Nächstenliebe können wir jedes politische Problem lösen."

Mit christlicher Nächstenliebe können wir jedes politische Problem lösen. Sie bewahrt vor Selbstsucht, ehrt die Möglichkeiten und erkennt die Grenzen des Handelns an. Falsch verstandene Nächstenliebe hingegen löst kein Problem. Wer nicht ehrlich diskutiert und nicht erkennt, dass niemand, auch keine Nation, mehr tun muss, als sie kann, überfordert – am liebsten die anderen. 

Die Politik ist eine Folge von Nächstenliebe. Sie verweigert sich dem Egoismus, sucht den möglichen Weg, kann Ja und Nein sagen. Sie will nicht jedem gefallen, aber jedem dienen.

Bruder Paulus Terwitte OFMCap ist Guardian des Kapuzinerklosters Münster.

Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!