Brot für die Welt fordert Stop der riskanten Agrarspekulationen

Von falschen Prioritäten

Neue Strategien zum Ende der Finanzkrise wollen sich die Teilnehmer des Weltwirtschaftsforum in Davos verordnen. Bernhard Walter von Brot für die Welt hat Vorschläge für ein verantwortliches Wirtschaften: Er fordert ein Stop der riskanten Agrarspekulationen. Fachfremde Hedgefonds oder Pensionsfonds dürften sich nicht in diesen Märkten tummeln, meint er im domradio.de-Interview.

 (DR)

"Gemeinsame Normen für eine neue Realität" so lautet das Motto des diesjährigen Weltwirtschaftsforums. Es geht um neue Regeln nach der Finanz- und Wirtschaftskrise. Unbedingtes Thema sollte laut Bernhard Walter sein: "Die Staats- und Regierungschefs in Davos müssen auch Regeln finden, wie  man den Agrarmarkt besser steuern kann und dazu gehören beispielsweise auch Regeln, die die Spekulationen mit Nahrungsmitteln betreffen."



Nicht hinnehmbar, dass wir keine Lösungen für das Hungerproblem haben

Der Landwirtschaftsexperte von Brot für die Welt glaubt jedoch, dass die meisten der rund 2500 Führungskräfte aus Politik und Wirtschaft andere Schwerpunkte in Davos setzen werden. Die Weltwirtschaftsführer würden sich nicht um den Welthunger kümmern, sondern primär um ihre eigenen Angelegenheiten.  "Aber wir können es nicht hinnehmen, dass wir weiterhin keine Lösungen haben für das Hungerproblem, von daher frage ich mich schon, ob sie nicht manchmal die falschen Prioritäten setzen."



Konkret fordert Brot für die Welt im Bereich der Spekulationen, dass nur Personen und Firmen mit Agrarrohstoffen handeln dürfen, die sich auch primär mit diesen Produkten beschäftigen, wie zum Beispiel Agrar- oder Getreidehändler. "Aber nicht fachfremde Investoren wie Hedgefonds oder große Pensionsfonds, dass die sich in diesen Märkten tummeln." Zudem fordert das evangelische Hilfswerk Zugangsbeschränkungen und Obergrenzen für den Handel mit Lebensmitteln. So könnten extreme Ausschläge bei den Preisspannen für Agrarprodukte vermieden werden, die zusätzlich Hunger und Elend verursachen, meint Walter. "Wir müssen gucken, wie können wir soziale und ökologische Eckmarken schaffen, die ein Wirtschaften so möglich machen, dass es langfristig die Natur nicht überstrapaziert und besonders arme Menschen in den Wirtschaftskreislauf mit hinein nimmt."