Wie ernst nimmt Donald Trump seine religiösen Anhänger?

Brisante Enthüllungen über Spott und Lästereien

Brisante Enthüllungen: US-Präsident Donald Trump macht sich laut Aussagen früherer Mitarbeiter privat lustig über seine religiösen Anhänger. Diese könnten bei der Wahl eine wichtige Rolle spielen.

Autor/in:
Bernd Tenhage
Donald Trump, Präsident der USA, spricht während der ersten Präsidentschaftsdebatte / © Patrick Semansky/AP (dpa)
Donald Trump, Präsident der USA, spricht während der ersten Präsidentschaftsdebatte / © Patrick Semansky/AP ( dpa )

Als Michael Cohen, der Ex-Hausanwalt des Präsidenten, noch den Status eines Mitglieds der Familie hatte, redete Donald Trump mit ihm offenbar ohne Blatt vor dem Mund über andere. So auch an dem Tag 2015, als er Cohen laut Recherchen des Magazins "The Atlantic" in sein Büro rief, um ihm einen Artikel über einen evangelikalen Prediger zu zeigen.

"Das sind alles Gauner"

Darin war beschrieben, wie Megakirchenführer Creflo Dollar seine Anhänger davon überzeugte, dringend einen Privatjet für 60 Millionen Dollar zu benötigen, um das Wort Gottes besser verkünden zu können. Trump kannte Dollar von einem Treffen mit evangelikalen Führern 2011.

Der im Unfrieden von Trump geschiedene Cohen, der zurzeit wegen seiner Rolle bei den Schweigegeld-Zahlungen für die Sexdarstellerin Stormy Daniels eine Haftstrafe verbüßt, berichtete weiter, Trump sei amüsiert darüber gewesen, wie der Prediger den Leuten das Geld aus der Tasche gezogen habe. "Das sind alles Gauner", habe er gesagt.

Ein Satz, der für sich genommen nicht viel bedeuten muss. Zumal er von jemandem stammt, der in dem Bestseller "Disloyal" öffentlich mit dem Präsidenten abrechnet. Doch Cohen ist nicht der einzige Zeuge, der aussagt, dass sich Trump öffentlich zum Verteidiger religiöser Werte aufschwinge, privat aber oft "mit Zynismus und Verachtung" über Gläubige spreche.

Verbundenheit mit Predigern des "Wohlstands-Evangeliums"

Das Magazin beruft sich auf mehrere "frühere Mitarbeiter", die sagen, Trump gebrauche "comichafte Stereotypen", um verschiedene Religionsgemeinschaften zu beschreiben. Und er "verspottet bestimmte Riten und Glaubenslehren, die vielen Amerikaner heilig sind, die seine Basis ausmachen".

Der frühere Sprecher Trumps im Weißen Haus, Anthony Scaramucci, twitterte einen Link zu der "Atlantic"-Geschichte und bestätigte die Informationen mit dem Zusatz "wahr". Alleine zu den Predigern des "Wohlstands-Evangeliums" empfinde er eine Art Seelen-Verwandschaft. Eine davon, Paula White, dient als Chefberaterin im Weißen Haus.

Trump und Religion

"The Atlantic" zitiert auch einen früheren Wahlkampfmanager Trumps zu dessen Verhältnis zur christlichen Rechten. Der Präsident wisse, dass er diese Wähler brauche, um an die Macht zu kommen und dort zu bleiben. Deshalb habe er die Beziehungen kultiviert.

Umgekehrt hätten viele Führer der Evangelikalen verstanden, dass Trump kein religiöser Mensch sei. Das gehe aus dem Audio-Mitschnitt eines Treffens im September 2016 hervor, auf den sich der Artikel beruft. Daran nahmen neben Trump unter anderem Talkradio-Moderator Eric Metaxas, der Chefpastor der First Baptist Kirche in Dallas, Robert Jeffress, und der evangelikale Theologe Wayne Grudem teil.

Trump habe gegenüber den Kirchenführern eingeräumt, "die Bibel nicht so gut zu kennen, wie andere Leute" und habe dann über Mike Pence gescherzt, der ihn eingeladen habe, sein Haupt zum Gebet zu neigen. "Entschuldige bitte", habe er gesagt: "Ich bin das nicht gewohnt."

Einschätzungen aus der Familie Trump

Auch Angehörige seiner eigenen Familie halten die Rolle des Präsidenten als Verteidiger der Religion für bloßes Kalkül. "Wann immer ich ihn neben einer Gruppe von Pastoren stehen sehe, die ihm die Hand auflegen, sehe ich eine Sprechblase mit den Worten: 'Was für arme Schlucker'", erzählte Nichte Mary Trump, die mit ihrem Bestseller "To much and never enough" für Aufsehen sorgte.

Sie veröffentlichte auch Audio-Mitschnitte, in denen Trumps ältere Schwester, Maryanne Trump Barry, ihren Bruder als "grausamen" Mann "ohne Prinzipien" bezeichnet. In den 2018 und 2019 aufgenommenen Gesprächen äußerte auch sie sich verwundert über den Pakt mit der christlichen Rechten.

"Alles, was er will, ist seine Basis zu befriedigen", ergänzte die pensionierte Bundesrichterin Trump Barry. Um ihn dann wegen in Käfigen festgehaltener Flüchtlingskinder zu kritisieren: "Wenn er eine religiöse Person wäre, würde er Menschen helfen - und nicht so etwas."

Ein Sprecher des Weißen Hauses wies alle Berichte zurück: "Gläubige wissen, dass Präsident Trump ein Champion für religiöse Freiheit ist und die Heiligkeit des Lebens, und entschlossen gehandelt hat, sie zu unterstützen und ihre Freiheit zu beten zu schützen."


Quelle:
KNA
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