Braungart als neuer Leiter des Cusanuswerks eingeführt

Unverzichtbare Elitenförderung

Der Tübinger Germanist Georg Braungart ist am Samstag in Bonn als Leiter der katholischen Begabtenförderung "Cusanuswerk" in sein Amt eingeführt worden. Zugleich wurde der Bonner Theologe Josef Wohlmuth verabschiedet.

 (DR)

Der 73-Jährige Wohlmuht stand seit 2004 an der Spitze der Organisation. Bei einem Gottesdienst würdigte der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff die Arbeit der Begabtenförderung im Namen der Bischofskonferenz. Sie trage dazu bei, dass es auch eine katholische Elite gebe und Katholiken an akademischen und intellektuellen Diskursen beteiligt seien.



Mussinghoff würdigte Wohlmuth als "großen Dogmatiker". Seit Jahrzehnten sei er im christlich-jüdischen Dialog engagiert und leiste dort wichtige theologische Beiträge. Unter seiner Leitung habe das Cusanuswerk immer wieder neu die Notwendigkeit der Spannung von Glaube und Vernunft sowie von Intellektualität und Kirchlichkeit beeindruckend aufgezeigt.



An dem Gottesdienst, einem anschließenden Empfang und Konzert nahmen auch der frühere Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof, der seit Mai dem Trägerverein "Cusanuswerk e.V." vorsteht, und sein langjähriger Vorgänger in diesem Amt, der frühere Bundesbank-Präsident Hans Tietmeyer, teil.



Bildungsprogramm und geistliche Begleitung

Das 1956 gegründete Cusanuswerk mit Sitz in Bonn ist eines der zwölf deutschen Begabtenförderungswerke und speist sich im Stipendienbereich aus Steuermitteln. Neben finanzieller Hilfe bietet das Werk den 1.000 Studierenden und 270 Doktoranden ein Bildungsprogramm und geistliche Begleitung an. Benannt ist die Einrichtung nach Nikolaus von Kues, einem der bedeutenden spätmittelalterlichen Universalgelehrten.



Der 1938 im bayerischen Laibstadt, dem heutigen Heideck, geborene Wohlmuth war vor seiner Emeritierung auch Sprecher eines Sonderforschungsbereichs der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zum Verhältnis von Judentum und Christentum in Antike und Gegenwart. Wohlmuth, 1964 in Eichstätt zum Priester geweiht, promovierte 1975 beim damaligen Regensburger Dogmatiker Joseph Ratzinger über das Eucharistieverständnis im Konzil von Trient. Vor seiner Berufung nach Bonn 1986 war der Theologe, der zu den Unterzeichnern der sogenannten Kölner Erklärung von 1989 zählt, in Köln und Jerusalem tätig.



Der 56-jährigen Braungart war bereits 20 Jahre für die Studienstiftung des deutschen Volkes tätig. Eliteförderung sei nicht nur volkswirtschaftlich, kulturell und wissenschaftlich, sondern auch ethisch-moralisch unverzichtbar, betonte der Professor für Neuere Deutsche Literatur. Unter Elite verstehe er diejenigen, "die fähig sind, für die Gemeinschaft Spitzenleistungen zu erbringen und Verantwortung zu übernehmen".